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15. Fachtagung Luftrettung

ADAC Luftrettung gGmbH

29. - 31. Oktober 2013, Mainz

Risk Assesement am Beispiel eines Lawinen-Airbagsystems

Meeting Abstract

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  • Thomas Unger - Landsberg

15. Fachtagung Luftrettung. Mainz, 29.-31.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocHS 13.2

doi: 10.3205/13luft27, urn:nbn:de:0183-13luft270

Veröffentlicht: 12. November 2013

© 2013 Unger.
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Gliederung

Text

Das ADAC Technik Zentrum (Test und Technik) des ADAC e.V. und die ADAC Luftrettung GmbH kooperieren seit 2005 sehr eng um gemeinsam Untersuchungen zur Sicherheit im Straßenverkehr durchzuführen. Immer wieder werden auch Detailfragen zur Sicherheit im Helikopterbetrieb der Luftrettung erforscht.

2013 führte die ADAC Luftrettung gemeinsam mit dem ADAC Technik Zentrum Versuche zur Sicherheit in einer Hubschrauberkabine durch, in der irrtümlich Lawinenairbags ausgelöst wurden. Die Frage ist, ob diese Airbags Crew Mitglieder gefährden oder verletzen können. Des Weiteren wird untersucht, ob die Maschine oder medizinische Einbaugeräte beschädigt werden können.

Aufgrund der Produktbeschreibung des Herstellers und einem internen Vorversuch wurden die Versuche mit Probanden aus der Luftrettungsmannschaft durchgeführt. Die untersuchten Szenarien bilden reale Einsatzsituationen bei anstehenden Windeneinsätzen im Hochgebirge ab. Dabei konnten zwei Szenarien als potenziell kritisch identifiziert werden. Szenario 1 stellt die Situation beim Anflug an die Einsatzstelle dar, bei der zwei Mannschaftsmitglieder (HEMS + Notarzt) nebeneinander am Boden sitzen. Durch die gleichzeitige Auslösung beider Lawinenrucksäcke wurde die Ausbreitung der Airbags und Belastungen auf die Crew und die medizinischen Geräte im schlimmsten Fall einer irrtümlichen Auslösung veranschaulicht. Das zweite Szenario bildet die Vorbereitung zum Ablassen von Teammitgliedern über die Winde. Hier sitzen der Bordtechniker und HEMS bzw. Notarzt nebeneinander in der seitlichen Tür. In dieser Situation wurde der Lawinenairbag ausgelöst und die Beeinträchtigung und Gefährdung beurteilt.

Die Durchführung aller Versuche hat zweifelsfrei gezeigt, dass es keine Gefährdungen im oder am RTH durch eine irrtümliche Auslösung des Lawinenairbags gibt. Der geringe Innendruck in den Luftsäcken von 0,1 bar und die langsame Entfaltung (~4s) erzeugt keine gefährlichen Belastungen auf die Crew-Mitglieder oder auf technische Geräte in der Hubschrauberkabine. Die Bewegungsfähigkeit der Crew in der Kabine bleibt, wenn auch unter leicht erschwerten Bedingungen bestehen und so kann die Rettung fortgeführt werden. Derzeit laufen Vorbereitungen, um das Prozedere für ausgelöste Airbags an der Rettungswinde zu überprüfen, da aufgrund der beiden Luftsäcke ein starkes trudeln beim abseilen nicht ausgeschlossen werden kann.