gms | German Medical Science

15. Fachtagung Luftrettung

ADAC Luftrettung gGmbH

29. - 31. Oktober 2013, Mainz

Immobilisation der Beckenverletzung – lässt sich Schock und Schmerz beherrschen?

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Uwe Schweigkofler - Frankfurt

15. Fachtagung Luftrettung. Mainz, 29.-31.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocHS 6.4

doi: 10.3205/13luft12, urn:nbn:de:0183-13luft124

Veröffentlicht: 12. November 2013

© 2013 Schweigkofler.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Beckenfrakturen sind eher seltene Verletzungen, die Inzidenz wird, ungeachtet des Stabilitätsgrades, mit 20–37/100.000/Jahr angegeben. Die Letalität von ca. 20% ist hoch. Ursächlich sind meist hochenergetische Unfallmechanismen. Jedes fünfte Polytrauma weißt eine Beckenfraktur auf, 62% davon Beckenringverletzungen. Die bisher übliche Vorgehensweise bei Patienten mit Verdacht auf eine Beckenfraktur, gemäß der S3-Leitlinie Schwerverletztenversorgung, sieht eine mechanische Stabilitätsprüfung (GoR A) vor. Die mechanische Stabilitätsprüfung ist jedoch, wegen ihrer wenig validen Aussagekraft, nicht unumstritten. Instabile Beckenringfrakturen sind häufig mit dem Auftreten von sog. "C-Problemen" vergesellschaftet. Bei instabilem Beckenring und hämodynamischer Instabilität sollte eine mechanische (externe) Notfallstabilisierung vorgenommen werden (GoR B). Durch die zunehmende Einführung von nichtinvasiven Stabilisierungstools scheint sich ein Paradigmenwechsel abzuzeichnen, für den eine evidenzbasierte Grundlage zu fordern ist.

Eine klinische Studie an einem überregionalen Traumazentrum mit assoziiertem Luftrettungszentrum, eine Umfrage der deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) sowie publizierte wissenschaftliche Arbeiten zur Problematik der instabilen Beckenringverletzung stellen die methodische Basis zur Bewertung des in der S3 Leitlinie propagierten gültigen Behandlungsalgorithmus bei Beckenverletzung dar.

Die mechanischen Stabilitätstestung bietet eine mäßige Entscheidungshilfe für die präklinische Anwendung der nicht-invasiven Beckenstabilisierung (Sensitivität ca. 50%, Spezifität über 90%). Der externen Stabilisierung einer instabilen Beckenringfraktur bei gleichzeitiger hämodynamischer Instabilität kommt als lebensrettender Sofortmaßnahmen eine wesentliche Bedeutung zu. Präklinisch werden zur Stabilisierung Vakuummatratze (51,9%), Beckengurt (38,6%) oder sonstige Stabilisierungsmethoden (2,7%) angewendet.

Bei geringer diagnostischen Wertigkeit und unter der Vorstellung, dass mit einer die mechanische Stabilitätsprüfung eventuell sogar möglicher Risiken verbunden sein könnten, scheint deren Durchführung gänzlich verzichtbar und die Berücksichtigung der Unfallkinematik und Inspektion als Entscheidungshilfe für die Anwendung eines pelvic-binder ausreichend. Ein modifizierter Behandlungsalgorithmus (KIS) mit vornehmlicher Betrachtung der Unfallkinematik, Inspektion des Beckens und frühzeitiger nicht invasive Beckenstabilisierung reduziert das Risiko des Auftretens eines sog. C-Problems im Rahmen von Beckenringverletzungen.