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15. Fachtagung Luftrettung

ADAC Luftrettung gGmbH

29. - 31. Oktober 2013, Mainz

Aktuelles aus der notfallmedizinischenForschung: Best Evidence Topics

Meeting Abstract

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  • Wolfgang Voelckel - Salzburg, Österreich

15. Fachtagung Luftrettung. Mainz, 29.-31.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocHS 3.1

doi: 10.3205/13luft05, urn:nbn:de:0183-13luft050

Veröffentlicht: 12. November 2013

© 2013 Voelckel.
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Gliederung

Text

Die Begrifflichkeit der evidenzbasierten Medizin ist nicht ausreichend verstanden und wird häufig falsch interpretiert. Klinische Studien ermöglichen in gewissem Umfang die Beurteilung von medizinischen Sachverhalten und Therapieansätzen hinsichtlich ihrer Richtigkeit und Effektivität. Eine nachfolgende hierarchische Analyse (Evidenzklasse) und qualitative Zusammenfassung der aktuellen Studienlage (Empfehlungsgrad) bildet als externe Evidenz die Grundlage für medizinische Entscheidungsprozesse und Behandlungsleitlinien. Evidenz basierte Medizin beinhaltet jedoch mehr. Nach Sackett ist sie der „gewissenhafte und umsichtige Gebrauch der derzeit besten Beweise für Entscheidungen in der Versorgung eines individuellen Patienten“. In der klinischen Praxis muss folglich die beste verfügbare Evidenz mit der persönlichen Expertise bzw. den eigenen Möglichkeiten und der Patientenpräferenz in Übereinstimmung gebracht werden. In der Notfallmedizin und Luftrettung wird der idealtypische Ansatz einer „best evidence basierten Behandlung“ jedoch durch eine Vielzahl von externen Kontextfaktoren relativiert. Das mag eine Erklärung für widersprüchliche Forschungsergebnisse einzelner Interventionen wie z.B. der Atemwegssicherung mittels endotrachealer Intubation sein. Gerade beim Beispiel des Airway Managements wird deutlich, dass die Indikationsstellung in der operationellen Einsatzabwicklung, die Auswahl des Hilfsmittels, die richtige Durchführung der Maßnahme und insbesondere auch die weiterführende Überwachung und Beatmung des Patienten wesentliche Kontextfaktoren sind, die das Interventionsergebnis signifikant beeinflussen. Die Metaanalyse der Cochrane Library beurteilt folglich die „Emergency intuabtion for acutely ill or injured patients“ lediglich als potentiell lebensrettend und nennt die Qualifikation des Behandlers als entscheidend für die Effektivität der Maßnahme. Die Frage wie und mit welchen Maßnahmen in einer unkontrollierten Blutungssituation eine Kreislaufstabiliserung erreicht werden kann (Stichwort: „Infusionstherapie“) ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig ungeklärt und die derzeitige Evidenz stellt Therapieprinzipien eher in Frage als neue Antworten zu schaffen. Es bleibt somit beim Versuch einzelne Komponenten unseres notfallmedizinischen Maßnahmenkatalogs als sicher durchführbar, effektiv und nachweislich das Patientenoutcome positiv beeinflussend zu identifizieren.