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Schwangerschaften in der Bonner HIV-Kohorte von 1997–2008
Pregnancies in the Bonn HIV-cohort 1997–2008 (Germany)
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Veröffentlicht: | 2. Juni 2010 |
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Hintergrund: Seit Einführung der antiretroviralen HIV-Transmissionsprophylaxe ist die vertikale Übertragung von HIV während Schwangerschaft und Geburt in der westlichen Welt rar geworden, mit einer aktuellen perinatalen Transmissionsrate von <2%. Infolgedessen ist eine steigende Tendenz von Schwangerschaften bei HIV-positiven Frauen zu beobachten.
Methoden: Retrospektive Analyse aller vollständig dokumentierten Schwangerschaften bei Patientinnen aus der Bonner HIV-Kohorte zwischen 1997 und 2008.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 72 Schwangerschaften bei 55 HIV-positiven Patientinnen dokumentiert. 55 Schwangerschaften wurden ausgetragen; hierunter waren 19 Frühgeburten, 28 à terme Entbindungen und 8 Entbindungen bei denen die exakte Schwangerschaftsdauer nicht dokumentiert war. Insgesamt wurden 56 Kinder geboren, die bislang alle HIV-negativ sind. Das mittlere Alter der Patientinnen betrug 29,4 Jahre (Range 19–44). Die meisten Patientinnen (68,1%) befanden sich zum Anfang der Schwangerschaft im asymptomatischen Stadium der HIV-Infektion. Die mittlere CD4-Zall zu Beginn der Schwangerschaft betrug 383,5/mcl (±234,4). 55,6% der Schwangeren waren afrikanischer Abstammung, 36,1% Kaukasier und 8,3% asiatischer Abstammung. Der HIV-Transmissionsmodus war bei 63,9% durch Herkunft aus Hochprävalenzländern, bei 27,8% durch heterosexuelle Kontakte und bei 6,9% durch intravenösen Drogenmissbrauch. Bei 23 Schwangerschaften (31,6%) wurde die Erstdiagnose HIV gestellt. Bei den übrigen Schwangerschaften bestand die HIV-Infektion bereits mit einer mittleren Diagnosedauer von 4,0 Jahre (Range 0,1–17). 34,7% der Schwangeren nahm zu Beginn der Schwangerschaft bereits eine ART ein. Bei 9,7% wurde die Therapie im ersten Trimenon pausiert und bei ebenfalls 9,7% wurde umgestellt auf eine nicht embryotoxische antiretrovirale Kombination. Von den 55 Entbindungen erfolgte die Mehrheit (60%) mittels primärer Sectio. In 36,4% wurde eine Notsectio durchgeführt. Gründe hierfür waren in 50% eine vorzeitige Wehenaktivität, in 15% ein vorzeitiger Blasensprung, in 15% ein pathologisches CTG bei Präeclampsie oder den V.a. ein Amnioninfektionssyndrom, und in 5% ein Nabelschnurvorfall. In 15% wurde kein Grund dokumentiert. 2 Patientinnen entbunden spontan vaginal.
Schlussfolgerungen: Auffällig in dieser Kohorte ist die hohe Frühgeburtsrate von 27,8%. Erfreulich bleibt das bislang kein Fall einer vertikalen HIV Übertragung beobachtet wurde.