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10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010)

Deutsche Gesellschaft für Infektiologie,
Deutsche AIDS-Gesellschaft,
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit,
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie

23.06. - 26.06.2010, Köln

Zerebrale Aspergillose nach Herztransplantation

Cerebral aspergillosis after cardiac transplantation

Meeting Abstract

  • U. Loderstädt - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Hamburg, Germany
  • D. Kücken - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Neurologie, Hamburg, Germany
  • O. Väterlein - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Neuroradiologie, Hamburg, Germany
  • I. Sobottka - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Hamburg, Germany

10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010). Köln, 23.-26.06.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. DocP74

doi: 10.3205/10kit129, urn:nbn:de:0183-10kit1299

Veröffentlicht: 2. Juni 2010

© 2010 Loderstädt et al.
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Gliederung

Text

Anamnese und Diagnostik: Ein 50-jähriger Mann wurde aufgrund einer dilatativen Kardiomyopathie bei ausgeprägter Sarkoidose allogen herztransplantiert. Er erkrankte 1 Monat postoperativ an einer Pneumonie und zeigte eine Visusverschlechterung. Neben mehrfachem kulturellem Nachweis von Aspergillus fumigatus aus respiratorischem Material war das Aspergillus-Antigen im Serum erhöht. Nach Therapie mit Voriconazol i.v. für 3 Wochen trat zunächst eine Besserung ein. 6 Monate nach HTX zeigte der Patient eine unklare Vigilanzminderung. In der Magnetresonanztomographie fielen hypodense supratentorielle Herde unklarer Genese auf. Die eingeleitete Liquor-Diagnostik ergab mittels Kultur, Serologie und PCR keinen Hinweis auf eine Infektion durch Bakterien (incl. Borrelien und Treponema pallidum), Pilze und neurotrope Viren. Allerdings war ein reaktives Toxoplasma-IgM und -IgG bei negativer PCR aus Liquor nachweisbar. Ferner erfolgte ein einmaliger genomischer Direktnachweis von Mycobacterium tuberculosis, der sich im Intervall nicht bestätigen ließ. Im Verlauf gelangen der Nachweis von Aspergillus-Antigen sowie die kulturelle Anzucht von Aspergillus fumigatus aus Liquor.

Therapie und Verlauf: Neben der gesicherten Diagnose einer zerebralen Aspergillose konnte eine Toxoplasma-Reaktivierung nicht ausgeschlossen werden. Eine zerebrale Mycobacterium tuberculosis Infektion erschient bei unauffälligem Quantiferontest sowie bei nach 8 Wochen steriler Kultur unwahrscheinlich. Die Visusverschlechterung wurde klinisch auf eine Aspergillusinfektion zurückgeführt. Der Patient wurde für 3 Wochen mit Trimethoprim/Sulfamethoxazol sowie seit Diagnosestellung der zerebralen Aspergillose mit Voriconazol behandelt. Darunter kam es zur klinischen Stabilisierung.

Diskussion: Aspergillen sind ubiquitär verbreitet, eine Infektion tritt meist nur bei Immunsupprimierten auf. Typischerweise manifestiert sich die Aspergillose zunächst pulmonal. Bei schwer immunsupprimierten Patienten kann eine disseminierte Aspergillose auftreten, wie dies bei unserem Patienten der Fall war. Wir gehen davon aus, dass die initial pulmonale Aspergillus fumigatus-Infektion disseminierte und die Absiedelung in die Augen sowie ins Gehirn des Patienten erfolgte. Eine zerebrale Beteiligung sowie der kulturelle Nachweis von Aspergillus spp. aus Liquor sind selbst bei Immunsupprimierten selten.