gms | German Medical Science

Hintergrund: Die erste Famulatur in einem operativen Fach und die ersten Erfahrungen im Operationssaal sind für viele Studierende mit Ängsten, vermeidbaren Fehlern und daraus resultierendem negativem Feedback verbunden. Ein studentisches Tutorium im Sinne des Peer-Assisted-Learning, in dem die notwendigen Skills erlernt werden kann einen geschützten Rahmen bieten und so den Start in operativen Fächer erleichtern. Das Konzept für ein solches integratives Tutorium wurde auch in Berlin interdisziplinär erarbeitet [1]. Daran anknüpfend war Ziel dieser Arbeit die praktische Umsetzung, die konzeptuelle Anpassung und die Evaluation des didaktischen Vorgehens. Weiterhin stellt sich die Frage, ob das Tutorium die ersten Erfahrungen im OP tatsächlich positiv beeinflusst, v.a. in Hinblick auf das Erleben von Kompetenz.

Materialien und Methoden: Die Etablierung des Tutoriums wurde fachlich durch einen Chirurgen supervidiert. Darüber hinaus wurde während der Pilotierung durch eine Gruppe von Tutor*innen von einer erfahrenen OP-Assistentin fachliches Feedback gegeben.

Zu Beginn des Tutoriums mit jeweils 6 Teilnehmenden werden die NKLM-basierten Lernziele dargestellt. Auf eine kurze theoretische Einführung erfolgt die gemeinsame Erarbeitung relevanter Skills in den Simulationsflächen des Lernzentrums: vom Einschleusen, über „ungeschriebene Benimmregeln“ hinsichtlich der Kommunikation, die chirurgische Händedesinfektion, steriles Ankleiden und anderer praktischer Skills bis hin zum sicheren Abtreten vom OP-Tisch. Anschließend wird während zwei Simulations-OPs geübt und gegenseitiges konstruktives Feedback erteilt.

Zur Evaluation des Tutoriums erfolgt nach jedem Tutorium eine standardisierte Befragung der Teilnehmenden. Die Evaluationsdaten werden deskriptiv-statistisch aufbereitet.

Ergebnisse: Die Pilotierung ließ die Notwendigkeit erkennen, für alle Kenntnis-Stufen herausfordernde Aufgaben am „OP-Tisch“ zu schaffen, um die Fehlervermeidung (z. B. nicht unsteril zu werden) unter Stressbedingungen zu üben. Hierfür wurde neben Nahtaufgaben ein Spiel integriert, in dem Teilnehmende feinmotorisch anspruchsvolle Manöver bewältigen müssen. Von Januar 2017 bis September 2018 liegen Evaluationsdaten von 103 Teilnehmenden vor (Semester 3 bis PJ). Es zeigte sich insgesamt eine sehr hohe Zufriedenheit (> 80% Zustimmung) hinsichtlich Schwierigkeit (96,7%), Stoffmenge (95,7%), sowie der Vermittlung (85,9%), Lernatmosphäre (83,5%) und des Eingehens auf Fragen (88,9%).

Schlussfolgerung: Die Evaluation des Tutoriums lässt eine hohe Zufriedenheit mit dem Tutorium hinsichtlich Lernzuwachs, Stoffmenge, Vermittlungsweise und Feedback erkennen. Ob das Tutorium zu einem verstärkten Kompetenzerleben bei den ersten Erfahrungen im Operationsaal führt, soll eine sich gerade in Konzeption befindliche retrospektive, fragebogenbasierte Studie eruieren.