Artikel
Schlechte Nachrichten Überbringen im interprofessionellen Kontext – Ein Peer-Teaching-Konzept für Studierende aus Medizin und Pflege
Breaking bad news in an interprofessional context – A peer-teaching-concept for students of medicine and nursery
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 9. März 2017 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Das Überbringen schlechter Nachrichten, beispielweise die Nachricht über eine lebensbedrohliche Erkrankung, ist Bestandteil des klinischen Alltags. Aus der Patientenperspektive wird die Aufklärung über eine schwerwiegende Erkrankung allerdings als Prozess wahrgenommen, im Verlauf dessen die Erkrankung und die damit assoziierten Konsequenzen realisiert werden. Während Ärzte die Aufklärung über Diagnose, Therapieoptionen und Prognose übernehmen, unterstützen professionell Pflegende diesen Prozess zum Beispiel durch Informationen über pflegerelevante Aspekte sowie die emotionale Begleitung im klinischen Alltag. Eine fehlende Abstimmung und ein Mangel an Austausch zwischen Ärzten und Pflegenden können bei den Beteiligten Missverständnisse erzeugen und zu Schwierigkeiten innerhalb des Teams führen sowie auch zusätzliche Belastungen für den Patienten zur Folge haben.
Methoden: Der hier vorgestellte Kurs wird gemeinsam von der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und dem Studiengang Pflege der Hochschule für Gesundheit Bochum durchgeführt. Nach einem theoretischen Input zu ethischen und kommunikativen Grundlagen, der gleichberechtigt von medizinischer und pflegerischer Seite übernommen wird, an einem Praxistag typische Situationen aus dem klinischen Alltag für Ärzte und Pflegende mit Hilfe von Simulationspatienten trainiert. Zwei Fallszenarien werden jeweils aus Sicht der Ärzte und aus Sicht der Pflegenden in Kleingruppen durchgespielt, während die Kommilitonen durch einen venezianischen Spiegel zusehen. In einer zweiten Runde werden die Perspektiven getauscht: Studierende der Medizin übernehmen die Rolle der oder des Pflegenden und Studierende der Pflege schlüpfen in die Rolle der Ärztin bzw. des Arztes. Begleitet werden die Gespräche durch strukturierte Feedback- und Reflexionsrunden. Die Organisation der Gespräche sowie die Moderation der Nachbesprechungen in den Kleingruppen werden dabei von studentischen Tutorentandems übernommen, bestehend aus erfahrenen Studierenden der Medizin und Pflege.
Ergebnisse: Der Kurs konnte bisher in 3 aufeinander folgenden Semestern mit jeweils 12 Studierenden (6 Medizin- und 6 Pflegestudierenden) erfolgreich durchgeführt werden. Das Interesse der Studierenden an dem Thema ist sehr groß und der Kurs jedes Mal von beiden Fachrichtungen her überbucht. Die durch die studentischen Tandems geleiteten Kleingruppen funktionieren gut und es kommt insbesondere durch den Perspektivwechsel zu lebhaften Diskussionen und vielen Nachfragen an die jeweils andere Profession. Der fruchtbare Austausch zeigt sich neben den Evaluationen auch in der Qualität der von den Studierenden angefertigten schriftlichen Hausarbeiten.
Diskussion: Interprofessionalität kann im Rahmen studentischer Peergroups erfolgreich auf einem angemessenen Niveau unterrichtet werden. Sowohl das studentische Tutorentandem, welches die Gruppen über den Tag hinweg begleitet, als auch der strukturierte Perspektivwechsel haben sich dabei als gut funktionierende und erfolgreiche Methoden erwiesen. Zudem stellt die interprofessionelle Auseinandersetzung für den Umgang mit der schwierigen Thematik „Gespräche am Lebensende“, die sowohl kommunikativ wie ethisch herausfordernd ist, einen gelungenen Zugang dar. Eine Umsetzung in die Breite der hochschulischen Ausbildung ist aufgrund der verschiedenen Curricula und des vergleichsweise hohen Veranstaltungsaufwandes allerdings nicht ohne weiteres möglich.