gms | German Medical Science

2. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen

Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS

03.05. - 04.05.2011, Erlangen

Nutzenmessung von AAL-Systemen – eine systematische Literaturanalyse

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  • corresponding author Rüdiger Breitschwerdt - Universität Osnabrück, Institut für Informationsmanagement und Unternehmensführung, Fachgebiet Informationsmanagement und Wirtschaftsinformatik, Osnabrück, Deutschland
  • author Arne Bergmann - Universität Osnabrück, Institut für Informationsmanagement und Unternehmensführung, Fachgebiet Informationsmanagement und Wirtschaftsinformatik, Osnabrück, Deutschland
  • author Oliver Thomas - Universität Osnabrück, Institut für Informationsmanagement und Unternehmensführung, Fachgebiet Informationsmanagement und Wirtschaftsinformatik, Osnabrück, Deutschland

2. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen. Erlangen, 03.-04.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc11iis04

doi: 10.3205/11iis04, urn:nbn:de:0183-11iis049

Veröffentlicht: 3. Mai 2012

© 2012 Breitschwerdt et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung wird verstärkt der Einsatz geeigneter Messgrößen verlangt [4], [9]. Als Teilbereich des Gesundheitswesens von zunehmender Bedeutung gilt Ambient Assisted Living (AAL) wegen der demographischen Entwicklung [7]. Diese Domäne von Ambient Intelligence [3] umfasst technische Systeme zur Lebensunterstützung, die sensibel und anpassungsfähig auf die Gegenwart von Individuen oder Gegenständen reagieren und dabei vielfältige Dienste erbringen [1]. Spellerberg 2010 [11] sieht es zur komfortablen und zugleich sicheren Erleichterung für alltägliche Verrichtungen des Wohnens im Alter, die sich zwar intelligent, aber nicht unbedingt spürbar anpasst. Bick & Kummer 2010 [3] sowie Becks et al. 2007 [1] betonen dessen Einsatz für jede Lebenslage von Freizeit und Arbeit sowie alle hilfsbedürftigen Menschen als Zielgruppe. Übergreifendes Ziel ist es, individuelle Autonomie und Selbständigkeit zu erweitern und möglichst lange zu sichern [3], [1]. Typische Anwendungsbereiche stellen das sog. Home Care, Wellness, Privatsphäre, Automotive-Anwendungen oder Informationsversorgung und Lernmöglichkeiten dar [1]. Eine deutschsprachige begriffliche Entsprechung für AAL findet sich in Bundesland-spezifischen Förderungsszenarien: (das Gestalten) Altersgerechte Lebenswelten (GAL), siehe Rheinland-Pfalz [8] oder das Niedersächsische http://www.altersgerechte-lebenswelten.de/.

Der Einsatz von Systemen für die Gesundheitsversorgung ist häufig Technologie-, nicht Bedarfs- oder (z. B. laut Expertenmeinungen auf dem MEDICA 2010-Workshop „Ambient Assisted Living – nüchtern betrachtet“ diesbezüglich) gar Nutzen-getrieben. Da durch niemals auszuschließende negative Effekte selbst ausgereifter Lösungen auf die Patientenversorgung der echte Nutzen jedoch unvorhersehbar ist, wird stete Evaluation, Rückmeldung und Überarbeitung gefordert [13]. Dem Ansatz von Schmidt-Wilke 2004 [10] folgend wird hierfür der Fokus auf Nutzenmessung gelegt, um die Bereitstellung von Steuerungsmechanismen zur Verteilung der im Gesundheitswesen knappen Ressourcen besser zu gewährleisten. Welche Kriterien hierfür herangezogen werden können, soll mittels Recherche zur Themenstellung darauf abzielend analysiert werden,

1.
einen Überblick existierender Arbeiten oder themenverwandter Beiträge zu geben und
2.
diese einzuordnen, damit ggf. eine Forschungslandkarte oder -agenda abgeleitet werden kann.

Methodik

Eine ausführliche Suche, Durchsicht und Einordnung existierender Literatur wurde im März 2011 nach Webster & Watson 2002 [12] durchgeführt. Beschränkungen erfuhr die Recherche weiterhin sprachlich auf englische und deutsche Beiträge ausgerichtet. Durchsucht wurden zuerst die Titel und Abstracts von Inhalten verschiedener wissenschaftlicher Quellen enthalten in der medizinischen Datenbank PubMed, dem wirtschaftswissenschaftlich-orientierten Springerlink, sowie den (informations-) technologisch geprägten Portalen der Association for Computing Machinery Portal (ACM) und Association for Information Systems electronic Library (AISeL). Die Suche in Datenbanken verschiedener Domänen sollte einer einseitigen Auswahl an Ergebnissen zuvorkommen und einen möglichst umfassenden Status Quo vermitteln.

Ergebnisse

Für die Suchabfrage wurde neben AAL gemäß Benkenstein & von Stenglin 2005 [2] ‚Controlling‘ als allgemeinerer, übergeordneter Terminus für die Recherche verwendet, nachdem die Recherche mit ‚Nutzenmessung‘ keine Ergebnisse lieferte. Daraufhin wurden 219 Suchtreffer erzielt (die zuerst nur nach ‚AAL‘ erwogene Suchabfrage ergab eine Rückmeldung von 2.138 Beiträgen), von denen nach individueller Durchsicht hinsichtlich Nutzenmessung 13 relevante verblieben.

Aus der Ergebnisanalyse des Suchvorganges konnte ein Überblick dieser Arbeiten abgeleitet werden: Das Spektrum relevanter Artikel reichte von einer qualitativen Bewertung individueller AAL-Systeme hinsichtlich ihrer Nutzerakzeptanz bis hin zu Voraussetzungen effizienten Einsatzes von AAL-Lösungen. Die resultierenden Beiträge wurden ferner einer Einordnung unterzogen, die sich an aktuell für das Gesundheitswesen diskutierten Indikatoren qualitativer (z. B. Zufriedenheit mit Versorgungsgüte und -resultaten, Effektivität und Sicherheit, Konformität mit Prozessen und Regularien) bzw. quantitativer – also tendenziell finanzieller – Natur wie Kostenwirksamkeit und Ressourcenallokation [4] orientiert. Demzufolge konnten elf unter Qualitäts- und zwei in quantitative Ansätze eingeteilt werden.

Diskussion & Ausblick

Da nur eine Auswahl potenziell relevanter Datenbanken bisher durchsucht wurde, besteht noch keine endgültige Aussagekraft der Resultate. So ist für April 2011 im VDE-Verlag die Veröffentlichung eines Konferenzbeitrags zur Kosten-Nutzen-Betrachtung von AAL-Systemen geplant, der hier nicht berücksichtigt werden konnte. Bis dato wurden nach den in diesem Ansatz gemachten Erkenntnissen wenige, voneinander isolierte Kriterien wissenschaftlich aufgestellt. Diese fokussieren eher qualitative Aspekte, obwohl es, wie einleitend erwähnt, Bedarf gibt hinsichtlich verstärkter Messung des Nutzens von AAL-Systemen. Bedingt durch steten Wandel im Gesundheitswesen gilt es diesen auch weiterhin iterativ für jedes System zu evaluieren [13].

Hierzu beitragen könnte die Definition eines ganzheitlich orientierten Rahmens, der sowohl die hier bereits gefundenen Ansätze integriert, als auch sich an bestehenden Ansätzen aus vergleichbaren Bereichen orientiert. So wäre etwa der Ansatz von DeLone & McLean [5], [6] zur Erfolgsmessung von Informationssystemen für AAL erweiterbar oder anzupassen um die hier gewonnenen Faktoren und mit Anforderungen aus der Praxis der Nutzer zu konsolidieren. Hierfür sollte vorab eine Stakeholder-Analyse hilfreich, ob es neben den Hilfsbedürftigen weitere Nutznießer der AAL-Systeme gibt, wie Leistungserbringer oder Kostenträger [4].


Literatur

1.
Becks T, Dehm J, Eberhardt B. Ambient Assisted Living: Neue "intelligente" Assistenzsysteme für Prävention, Homecare und Pflege. Frankfurt/Main: Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) im VDE – Initiative Mikromedizin; 2007.
2.
Benkenstein M, von Stenglin A. Prozessorientiertes Qualitätscontrolling von Dienstleistungen. In: Bruhn M, Stauss B, eds. Dienstleistungscontrolling. Wiesbaden: Gabler; 2010. p. 55-70.
3.
Bick M, Kummer T. Ambient Intelligence. Business & Information Systems Engineering. 2010;2(5):317-20. DOI: 10.1007/s12599-010-0117-5 Externer Link
4.
Blumenstock G. Zur Qualität von Qualitätsindikatoren [Assessing the quality of quality indicators]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2011;54(2):154-9. DOI: 10.1007/s00103-010-1209-6 Externer Link
5.
DeLone WH, McLean ER. Information systems success: the quest for the dependent variable. Information Systems Research. 1992;3(1):60-95.
6.
DeLone WH, McLean ER. The DeLone and McLean Model of Information Systems Success: A Ten-Year Update. Journal of Management Information Systems. 2003;19(4):9-30
7.
Kung A, Jean-Bart B. Making AAL Platforms a Reality. In: de Ruyter B, Wichert R, Keyson DV, Markopoulos P, Streitz N, Divitini M, et al., eds. Proceedings of First International Joint Conference of Ambient Intelligence – AmI 2010: Malaga, Spain, November 10-12. Lecture Notes in Computer Science (LNCS); Vol. 6439. Berlin: Springer; 2010. p. 187-96.
8.
Lorig A, Vogelgesang H, Deutschmann S, Strauß FJ. Strategiepapier für die Entwicklung der ländlichen Räume in Rheinland-Pfalz. Mainz: Landeswirtschaftsministerium; 2008.
9.
Majeed A, Lester H, Bindman AB. Improving the quality of care with performance indicators. BMJ. 2007;335(7626):916-8. DOI: 10.1136/bmj.39337.539120.AD Externer Link
10.
Schmidt-Wilke J. Nutzenmessung im Gesundheitswesen: Analyse der Instrumente vor dem Hintergrund zielfunktionsabhängiger Informationsverwendung. Wiesbaden: DUV; 2004.
11.
Spellerberg A. Intelligente Technik für das selbständige Wohnen im Alter. In: Schreier G, Hayn D, Ammenwerth E, eds. Proceedings of eHealth2010: Health Informatics meets eHealth. Wien: Oesterreichische Computer Gesellschaft; 2010. (OCG Books; vol. 264). p. 69-74.
12.
Webster J, Watson RT. Analyzing the past to prepare for the future: Writing a literature review. MIS Quarterly. 2002; 26(2):xiii-xxiii.
13.
Wyatt JC, Wyatt SM. When and how to evaluate health information systems? Int J Med Inform. 2003;69(2-3):251-9.