gms | German Medical Science

1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen

Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS

19.05. - 20.05.2010, Erlangen

e-Care: Austausch von pflegerelevanten Daten zwischen häuslicher Pflege und Gesundheitseinrichtungen mittels Internet-basierter mobiler Geräte

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  • corresponding author Barbara Franz - FH OÖ Forschungs & Entwicklungs GmbH, Hagenberg, Österreich
  • Margit Mayr - FH OÖ Forschungs & Entwicklungs GmbH, Hagenberg, Österreich
  • Herwig Mayr - FH OÖ Forschungs & Entwicklungs GmbH, Hagenberg, Österreich

1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc10iis09

doi: 10.3205/10iis09, urn:nbn:de:0183-10iis099

Veröffentlicht: 4. Juli 2011

© 2011 Franz et al.
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Gliederung

Text

Integrierte Versorgung – Das Problem der transsektoralen Zusammenarbeit

Vor allem ältere Menschen sind aufgrund von Multimorbidität und chronischer Erkrankung häufig mit einer Vielzahl an Gesundheits- und Sozialdiensten konfrontiert. An den Übergängen zwischen diesen Versorgungsebenen stellt der empfängergerechte Austausch von Informationen einen kritischen Erfolgsfaktor dar. Eine unzureichende Vernetzung von Krankenhäusern, Mobilen Diensten (MD) und Alten- und Pflegeheimen und daraus resultierende Informationsdefizite sind Faktoren, die zu ineffizienten Prozessen führen und die Ergebnisqualität gefährden. Informationsflüsse nehmen daher in der transsektoralen Zusammenarbeit einen bedeutenden Stellenwert ein und sind somit auch grundlegend für die Erreichung der Ziele im Sinne der Integrierten Versorgung [1].

Ausgangssituation – Papiergestützte Kommunikationsprozesse

Benötigt in OÖ ein älterer Mensch die Leistungen eines MD, so erfolgt die Bestimmung seines Betreuungsbedarfs mit Hilfe eines standardisierten Anamnesebogens. Dabei werden pflegerelevante Informationen wie auch das soziale Umfeld des Patienten erhoben. Durchgeführte Betreuungsleistungen werden laufend handschriftlich dokumentiert. Im Falle einer Krankenhauseinweisung wird, ebenfalls handschriftlich, ein Pflegebegleitschreiben mit den wichtigsten Informationen zum Patienten erstellt. Es wird dem Rettungsdienst mitgegeben und hat diverse Schnittstellen innerhalb der Ambulanz zu überwinden, bis es schließlich beim Empfänger auf der Station eintrifft. Dabei kann es zu zeitlichen wie auch inhaltlichen Informationsbrüchen kommen, was zu Einbußen in der Versorgungsqualität führt [2]. Zusätzlich sind, da in OÖ kaum 24-Stunden-Pflege angeboten wird, MD nur punktuell vor Ort. Der häufigste Grund der Einweisung ist jedoch ein akutes Ereignis. Daher sind MD oft nicht über die Einweisung informiert und erstellen somit auch kein Pflegebegleitschreiben für das Krankenhaus.

Verbesserung des Workflows – Das Projekt „e-Care“

2008 starteten die Fa. x-tention, das Klinikum Wels-Grieskirchen, die Stadt Wels und die FH OÖ das Projekt „e-Care“ mit dem Ziel, die richtige Menge und Qualität an Pflegeinformationen zum richtigen Zeitpunkt in effektiver, effizienter Weise an den Schnittstellen zur Verfügung zu stellen. Hierfür wird ein System entwickelt, das einen medienbruchfreien Austausch pflegerelevanter Informationen ermöglicht. An den Schnittstellen benötigte Informationen stehen nun in elektronischer Form zur Verfügung.

Speziell zur Unterstützung der MD wurde e-Care Mobile entwickelt. Mithilfe eines Smartphones werden vom MD die Daten für die Anamnese elektronisch erfasst. Das Pflegebegleitschreiben wird nun nicht mehr händisch ausgefüllt, sondern aus der Anamnese generiert und nur mehr bei Veränderungen des Gesundheitszustandes durch den MD aktualisiert. Dies wird an den e-Care-Server übermittelt und ist somit jederzeit für autorisierte Personen verfügbar. Sind keine Änderungen erforderlich, ist dies einfach zu bestätigen. Dadurch liegen immer die aktuellen Informationen in e-Care. Bereits vorliegende Dokumente werden dabei nicht überschrieben, sondern archiviert (vgl. Abbildung 1 [Abb. 1]). Zudem haben die Pflegekräfte mittels e-Care Mobile die Möglichkeit, bereits elektronisch gespeicherte Pflegebegleitschreiben auf Smartphones oder auf anderen mobilen Geräten anzuzeigen (vgl. Abbildung 2 [Abb. 2], Quelle: Klinikum Wels-Grieskirchen).

Mit e-Care wird eine starke Reduktion der Informationsbrüche und des Zeitaufwands erreicht. Die Pflegekräfte im Krankenhaus erhalten über e-Care direkt pflegerelevante Informationen vom MD, unabhängig davon, ob dieser in den Einweisungsprozess involviert war. Der Patient kann somit nahtlos übernommen und umgehend richtig versorgt werden.

Da die e-Care Benutzer im Vorfeld überwiegend geringen Kontakt zu Computern und Handheld Devices hatten, ist eine intuitive und einfache Bedienung des Prototyps erforderlich. Die intensive Einbindung von Pflegekräften und die Kombination technischer mit sozialwissenschaftlicher Forschung sorgen für eine solide Basis zur Sicherstellung semantischer und technischer Interoperabilität wie auch der Nutzerakzeptanz.

IHE-konforme Verbindung verschiedener Träger im Gesundheitswesen

e-Care ist für einen flächendeckenden Austausch pflegerelevanter Daten zwischen Krankenhaus, Alten- und Pflegeheimen und MD konzipiert. Der e-Care-Server ist IHE-konform und bietet somit Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen [3]. IHE ist eine Initiative von Anwendern und Herstellern mit dem Ziel, den Informationsaustausch zwischen IT-Systemen im Gesundheitswesen zu harmonisieren [4]. Die Verwendung der IHE Leitlinien entspricht dem Vorgehen seitens ELGA [5] und int. Projekten wie epSOS [6] und ermöglicht das Beibehalten der von Einrichtungen eingesetzten Softwarelösungen.

Dank der Kommunikationsdrehscheibe e-Care werden die Pflegedaten dort verfügbar gemacht, wo sie benötigt werden – beim Patienten. Durch Reduktion ineffizienter Prozesse an den Versorgungsschnittstellen, vereinfachte Informationsbeschaffung sowie einheitliche Darstellung schnittstellenrelevanter Kerninformationen wird mit e-Care ein wesentlicher Schritt in Richtung Integrierter Versorgung gesetzt.


Literatur

1.
Mayr M, Franz B. e-Care Pilotprojekt im Bezirk Grieskirchen. Public Health. 4/2009. Linz: Österreichische Gesellschaft für Public Health; 2009.
2.
Kuhlmey A, et al. Versorgungsverläufe bei chronisch kranken älteren Menschen. Eine patientenorientierte Analyse zur bedarfsgerechten und wirtschaftlichen Steuerung des Versorgungsgeschehens. Berlin: Charité - Universitätsmedizin Berlin; 2005.
3.
Franz B, et al. e-Care - IHE-Compliant Exchange of Patient Data to Enable Home & Mobile Nursing Care of Elderly People within an e-Care Affinity Domain. Proceedings of the 6th International Conference on Information Technology : New Generations, Las Vegas, USA, 2009.
4.
IHE International, Integrating the Healthcare Enterprise. 2010. Available from: http://www.ihe.net Externer Link
5.
ARGE ELGA, ELGA. 2010. Available from: http://www.arge-elga.at [Letzter Zugriff am 15.03.2010] Externer Link
6.
Europäische Kommission, epSOS - European Patients Smart Open Services. 2010. Available from: http://www.epsos.eu/home.html [Letzter Zugriff am 15.03.2010] Externer Link