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7. Wissenschaftlicher Kongress "Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft"

Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke

11. November 2023, Witten

Von Skepsis zur Vorfreude – die Umsetzung von achtsamkeitsinformierten Interventionen bei Senior:innen in Pflegeeinrichtungen aus Sicht von Mitarbeitenden

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jule Kobs - Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Universität Witten/Herdecke
  • Laura Meyer - Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Universität Witten/Herdecke
  • Annika Reus - Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Universität Witten/Herdecke
  • Claudia Neumann - Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Universität Witten/Herdecke
  • Lena Werdecker - Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Universität Witten/Herdecke
  • Maren Michaelsen - Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Universität Witten/Herdecke
  • Tobias Esch - Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Universität Witten/Herdecke

Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke. 7. Wissenschaftlicher Kongress „Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft“. Witten, 11.-11.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23iamag16

doi: 10.3205/23iamag16, urn:nbn:de:0183-23iamag160

Veröffentlicht: 8. November 2023

© 2023 Kobs et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Pflegeversicherungen in Deutschland haben den gesetzlichen Auftrag, Maßnahmen zur Stärkung von Gesundheitsressourcen von Bewohner:innen in stationären Pflegeeinrichtungen zu entwickeln.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel war es, für Senior:innen in stationären Pflegeeinrichtungen zwei partizipativ angepasste achtwöchige achtsamkeitsinformierte Maßnahmen (Präsenz- und App-Format) zu entwickeln und diese hinsichtlich förderlicher und hinderlicher Faktoren bei der Umsetzung zu untersuchen sowie ein geeignetes Format für ihren Einsatz zu identifizieren.

Methoden: Es wurde eine Machbarkeitsstudie mit drei Gruppen in zwölf Einrichtungen durchgeführt. Hierbei gab es eine Präsenz-Intervention (P), eine App-Einzelanwendung mit technischer Unterstützung (A) und eine passive Kontroll-Gruppe (K). Die Randomisierung der Senior:innen (nP=28; nA=29; nK=20) erfolgte auf Einrichtungsebene. Teilnehmen konnten Bewohnende ≥70 Jahre, die nicht bettlägerig waren, keine schwere Depression hatten und keine starken kognitiven Einschränkungen aufwiesen. Qualitative Daten wurden bei beteiligten Beschäftigten in einer Fokusgruppe (n=6) sowie in leitfadengestützten Einzelinterviews (n=11) erhoben. Die Kategorienbildung fand deduktiv-induktiv statt. Es wurde die Inhaltsanalyse nach Kuckartz angewendet.

Ergebnisse: Die befragten Mitarbeitenden gaben an, dass der Zugang zum Konzept Achtsamkeit für die Zielgruppe ebenso wie die eigenständige Bedienung der App schwierig seien, weshalb Vertrauenspersonen wichtig waren. Mit mehr Erfahrungen und besserem Verständnis der Inhalte war eine Entwicklung „von Skepsis zu Vorfreude“ zu beobachten. Das befragte Personal stellte eine achtsamere Haltung der teilnehmenden Bewohnenden fest und nahm größtenteils Freude an der Teilnahme seitens der Senior:innen wahr. Die Mitarbeitenden stellten dar, dass eine Mischform aus Präsenz- und App-Intervention sich als hilfreich erweisen könnte. Sie diskutierten zwei mögliche Formate: die App in Kleingruppen zu nutzen und die ersten Sitzungen als Präsenz-Gruppe durchzuführen, um anschließend die App heranzuziehen.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass Achtsamkeitsübungen bei Senior:innen möglich und förderlich sein können und hinderliche Faktoren durch Unterstützung verringert werden können. Eine Teilnahme von Bewohner:innen mit Einschränkungen wird als möglich eingestuft, da die Übungen unterschiedliche Schwerpunkte haben (kognitiv und physisch).

Take Home Message: Die Ergebnisse zeigen, dass eine Erweiterung des Versorgungsangebots von Pflegeeinrichtungen durch Achtsamkeitsübungen grundsätzlich machbar und sinnvoll erscheint.