gms | German Medical Science

7. Wissenschaftlicher Kongress "Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft"

Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke

11. November 2023, Witten

Hausärztliche Versorgung von Menschen mit morbider Adipositas – Entwicklung einer Fragebogenstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Marielena Schulz-Oster - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke
  • Christine Kersting - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke
  • Till Hasenberg - Allgemein-, Viszeralchirurgie und Koloproktologie, Adipositas Zentrum West, Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen
  • Achim Mortsiefer - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke

Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke. 7. Wissenschaftlicher Kongress „Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft“. Witten, 11.-11.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23iamag09

doi: 10.3205/23iamag09, urn:nbn:de:0183-23iamag099

Veröffentlicht: 8. November 2023

© 2023 Schulz-Oster et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Bundesweit sind etwa 1,2 Millionen Erwachsene von einer sogenannten morbiden Adipositas (BMI>40) betroffen. Obgleich diese Patient:innengruppe ein signifikant erhöhtes Risiko für zahlreiche adipositasassoziierte Erkrankungen hat, deuten versorgungsepidemiologische Studien auf eine medizinische Unterversorgung hin. Als mögliche Ursachen werden u.a. Hemmschwellen bei der Untersuchung und Stigmatisierungen seitens des medizinischen Fachpersonals angeführt. Für hausärztliche Praxen, die aufgrund der longitudinalen und ganzheitlichen Betreuung von Patient:innen auch bei der Versorgung von Menschen mit morbider Adipositas eine wichtige Rolle spielen, fehlen Daten zu möglichen Barrieren und Förderfaktoren.

Zielsetzung: Identifizierung von Barrieren und Förderfaktoren für eine adäquate hausärztliche Versorgung bei Menschen mit morbider Adipositas aus Sicht hausärztlicher Praxisteams.

Methoden: Es soll mittels LimeSurvey eine anonyme, fragebogenbasierte Querschnittsstudie unter hausärztlichen Praxisteams durchgeführt werden. Der Fragebogen wird in einem mehrstufigen Entwicklungsprozess entwickelt:

1.
Literaturrecherche
2.
Interdisziplinäre Fokusgruppen zur Sammlung relevanter Barrieren bei der hausärztlichen Versorgung
3.
Expert:innengremium zur Festlegung der Fragebogenschwerpunkte
4.
Entwicklung der Fragebogen-Items
5.
Pre-Tests mittels Think-Aloud-Methode und Finalisierung
6.
Pilotierung

Die Erhebung soll voraussichtlich ab Dezember 2023 für drei Monate erfolgen. Nach Abschluss werden die Daten in SPSS deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Bisher wurden für die Fragebogenentwicklung die ersten beiden Schritte durchgeführt. Laut verfügbarer Studien ist insbesondere die Patient:innensicht gut untersucht. Es zeigt sich, dass viele stark adipöse Patient:innen sich vom medizinischen Fachpersonal nicht ausreichend versorgt gefühlt haben. Die Perspektive von medizinischem Fachpersonal ist weniger untersucht. Die Diskussionen in den Fokusgruppen machte diesbezüglich eine Vielzahl verschiedener Hemmschwellen bei der Versorgung sichtbar, wie u.a. die adäquate Praxisausstattung, der erhöhte Zeitaufwand oder eigene Hilflosigkeit. Auch bestehen stereotype Vorurteile. Die bisher herausgestellten Aspekte werden in den folgenden Phasen weiter spezifiziert und Fragebogenthemen konkretisiert.

Diskussion: Diese Studie erforscht ein wenig untersuchtes Themenfeld in Deutschland. Angesichts der Studienlage ist eine medizinische Unterversorgung von Patient:innen mit morbider Adipositas wahrscheinlich. Aufgrund der steigenden Prävalenz erscheint es daher wichtig, die Versorgungssituation zu analysieren, um Barrieren in der medizinischen Betreuung zu begegnen.

Take Home Message: Die adäquate medizinische Versorgung von Menschen mit morbider Adipositas ist aufgrund der signifikanten Risikoerhöhung für weitere Erkrankungen besonders relevant – und möglicherweise aktuell nicht immer gewährleistet.