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7. Wissenschaftlicher Kongress "Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft"

Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke

11. November 2023, Witten

Was halten Patient*innen in einer Patientenverfügung fest? Ergebnisse einer Dokumentenanalyse (evaACP) Advance Care Planning Deutschland

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexandra Schmidt - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke
  • Klaus Weckbecker - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke
  • Jürgen in der Schmitten - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Duisburg-Essen
  • Cornelia Götze - Institut für Allgemeinmedizin, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • Achim Mortsiefer - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke

Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Universität Witten/Herdecke. 7. Wissenschaftlicher Kongress „Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft“. Witten, 11.-11.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23iamag07

doi: 10.3205/23iamag07, urn:nbn:de:0183-23iamag079

Veröffentlicht: 8. November 2023

© 2023 Schmidt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Qualifizierte Advance-Care-Planning(ACP)-Gespräche werden in der stationären Pflege und Eingliederungshilfe von gesetzlichen Krankenkassen refinanziert. Daten zu ACP bei Patient*innen außerhalb dieser Einrichtungen fehlen bisher. Das Projekt evaACP untersucht die ACP-Gesprächsbegleitung in qualifizierten Hausarztpraxen.

Zielsetzung/Fragestellung: Welche Präferenzen finden sich in ACP-Dokumenten erwachsener hausärztlicher Patient*innen nach zertifizierter ACP-Gesprächsbegleitung?

Methoden: Retrospektive, deskriptive Dokumentenanalyse von ACP-Patientenverfügungen, die in Hausarztpraxen mit ACP-Gesprächsbegleitung erstellt wurden. Um Zusammenhänge zwischen Variablen zu berechnen, wurde das Zusammenhangsmaß nach Spearman (rs) verwendet. Aufgeführt werden nur starke Effekte (r≥.50 nach Cohen), die sich als signifikant (p<.05) erwiesen.

Ergebnisse: Analyse von n=63 ACP-Dokumenten (56% w., 44–93 Jahre, Frailty Score ≤6). Für den Notfall legt etwa die Hälfte (n=33) fest, dass sie uneingeschränkte lebenserhaltende Maßnahmen wünschen. Die Berechnung des Zusammenhangsmaßes zeigt, je gebrechlicher (rs=.428, p<.001) bzw. älter (rs=.594, p<.001) die Personen waren, umso weniger invasive Maßnahmen wünschten sie im Notfall. Bei Krankenhausbehandlung mit Einwilligungsunfähigkeit unklarer Dauer wurden immer Einschränkungen festgelegt. Für die Behandlung bei dauerhafter Einwilligungsunfähigkeit wünschten die meisten ein palliatives Vorgehen (n=56).

Diskussion: Es besteht eine geringe Varianz bei der Behandlungspräferenz in Fällen von dauerhafter Einwilligungsunfähigkeit. Hingegen gibt es eine deutliche Varianz in den dokumentierten Präferenzen im Hinblick auf plötzlich eintretende Einwilligungsunfähigkeit in lebensbedrohlichen Notfällen. Dies zeigt, dass eine informierte Entscheidungsfindung zu Behandlungspräferenzen relevant ist und in der Behandlung sowohl frühzeitig besprochen werden als auch eine höhere Aufmerksamkeit erfahren sollte.

Take Home Message: Vom akutmedizinischen Standard abweichende und variierende Festlegungen zeigen, dass eine qualifizierte, detaillierte Vorausplanung auch in Hausarztpraxen durchgeführt werden sollte, damit Patient*innen nach individuellen Präferenzen behandelt werden können.