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BERN – Vorstellung eines neuen Diagnose- und Erhebungstools zur Erfassung des Gesundheitsförderungspotenzials innerhalb der Primärversorgung
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Veröffentlicht: | 8. November 2023 |
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Hintergrund: Die Förderung von bio-psycho-sozialen Gesundheitsressourcen erhöht Lebensqualität und Lebensdauer. In der Ambulanz der Universität Witten/Herdecke wird seit 2019 ein „Positive Health“-Gesundheitsförderungskurs durchgeführt und evaluiert. Der Mind-Body-Medizin-basierte Kurs beruht auf den vier Säulen Behavior, Exercise, Relaxation, und Nutrition (BERN) und wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Um Patient:innen ihren persönlichen Einfluss auf relevante Gesundheitsoutcomes zu verdeutlichen, ist eine zielgruppengerechte und verständliche Dissemination evidenzbasierter Ergebnisse notwendig. Eine leicht verständliche visuelle Darstellung könnte insbesondere Patient:innen mit reduzierter Gesundheitskompetenz ein besseres Verständnis der eigenen Gesundheitsprozesse vermitteln.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel ist die modellhafte Vorstellung eines neu entwickelten visuellen Tools, das auf Basis von aktuellen, evidenzbasierten und in einem deutschen Ambulanz-/Primärversorgungssetting erhobenen Patient:innendaten entwickelt wurde. Das Tool ermöglicht die übersichtliche und verständliche Darstellung von individuellen sowie populationsweiten Veränderungen in den Bereichen der vier BERN-Säulen.
Methoden: Auswirkungen des achtwöchigen BERN-Kurses u.a. auf körperliche und physische Gesundheit sowie subjektiven Stress wurden untersucht. Die aus unmittelbar vor dem ersten Modul (T0), unmittelbar nach dem achten und letzten Modul (T1) und 12 Wochen nach Abschluss des letzten Moduls resultierenden Daten wurden mit T-Tests für unabhängige Stichproben und Varianzanalysen untersucht. Ergebnisse informierten den Entwurf einer visuellen Darstellung.
Ergebnisse: Statistisch signifikante (p<0,05) Verbesserungen der Outcomes zwischen Erhebungszeitpunkten T0 und T1 sowie zwischen T0 und T2 mit teils großen Effektstärken (Cohen’s d>0,90) wurden identifiziert.
Diskussion: Zielgruppengerechte Dissemination evidenzbasierter Ergebnisse kann der wissenschaftlichen sowie der ärztlichen Kommunikation von verhaltensänderungsbedingten Effekten auf individueller sowie auf populationsbasierter Ebene dienen. Insbesondere Personen mit reduzierter Gesundheitskompetenz könnte durch unsere Graphik Verständnis bzgl. der Effektivität der eigenen Behandlungen und der Benefits der Eigenbeteiligung im Heilungsprozess nähergebracht werden. Wissenschaftliche Untersuchungen der Effektivität der neu entwickelten graphischen Darstellung sind derzeit in Planung; die Graphik soll auf Verständlichkeit sowie auf ihren Nutzen für die Ärzt:innen-Patient:innenkommunikation untersucht werden. Anpassung der Graphik auf individuelle Bedürfnisse der Patient:innenpopulation steht hierbei im Vordergrund.
Take Home Message: Effekte eines multifaktoriellen „Positive Health“-Gesundheitsförderungsansatzes in der Allgemein- und Familienmedizin informierten anhand von realen und aktuellen Daten aus Deutschland die Entwicklung eines visuellen Tools. Die Nutzung von adaptiven Disseminationsmethoden wie diesem ermöglicht die Applikation sowohl in der medizinischen Versorgung von Individuen als auch von verschiedenen Patient:innengruppen.