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Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft. Wissenschaftlicher Kongress zur Positionsbestimmung der Familienmedizin in Deutschland.

Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke

11.11.2011, Witten

Familiengesundheit in Brasilien

Meeting Abstract

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  • Markus Herrmann - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Allgemeinmedizin, Magdeburg
  • Ligia Giovanella - Nupes/Daps/Ensp/Fiocruz, Escola Nacional de Saúde Pública/Fundação Oswaldo Cruz, Rio de Janeiro RJ, Brasil

Familienmedizin in der hausärztlichen Versorgung der Zukunft. Wissenschaftlicher Kongress zur Positionsbestimmung der Familienmedizin in Deutschland. Witten, 11.-11.11.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11iaf09

doi: 10.3205/11iaf09, urn:nbn:de:0183-11iaf091

Veröffentlicht: 8. November 2011

© 2011 Herrmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Seit 1994 hat die brasilianische Regierung eine Primärversorgung zur Förderung der Familiengesundheit aufgebaut, die besonders die sozial benachteiligte Bevölkerung erreichen soll. Das Modell der sozialversicherungspflichtigen Gesundheitsversorgung der Renteninstitute wurde zugunsten einer einheitlichen, dezentral organisierten Primärversorgung abgelöst, so dass gewährleistet werden kann, dass alle Menschen Zugang erhalten. Es wurden Familiengesundheitsteams gebildet, die für 900 Familien in einem Stadtteil verantwortlich sein sollen. Diese Teams setzen sich zusammen aus einem Allgemeinmediziner, einer Krankenschwester, einem Zahnarzt, zwei Krankenpflegehelfern und fünf Gesundheitsarbeitern aus der Gemeinde. Letztere spielen eine zentrale Rolle in der aufsuchenden, gemeindeorientierten Familienmedizin Brasiliens, die vor allem einen Fokus auf Gesundheitsförderung und Prävention legt.

Material und Methoden: Durch einen Forschungsaufenthaltes in Brasilien – unterstützt durch die beiden Institutionen DAAD und Capes – wird die Entwicklung der Allgemeinmedizin in Brasilien während des letzten Jahrzehnts mit der in Deutschland verglichen. Es wird eine Literaturanalyse vorgenommen sowie ein Forschungsaufenthalt von Juni bis Juli 2011 in Brasilien durchgeführt. Neben einer Kongressteilnahme, teilnehmender Beobachtung in Gesundheitszentren sind vertiefende Interviews mit Ärzten Lehrenden und Studierenden in 4 verschiedenen Regionen geplant.

Ergebnisse: Durch die Literaturanalyse zeichnet sich ab, dass sich in Brasilien im Unterschied zur deutschen Entwicklung die Familienmedizin zum einen stärker interprofessionell unter besonderem Fokus auf Gesundheitsförderung und Prävention, aufsuchender Dienste und Gemeindeorientiertheit entwickelt. Gesundheitsarbeiter aus der Nachbarschaft kommend werden für diese Aufgaben professionalisiert.

Schlussfolgerung/Implikation: Vor dem Hintergrund des wachsenden Hausärztemangels in ländlichen Regionen und dem demographischen Wandel soll diskutiert werden, inwieweit Erfahrungen aus dem brasilianischen Familiengesundheitsprogramm für die weitere Entwicklung der Familienmedizin in Deutschland genutzt werden könnten, gerade unter besonderer Betrachtung der Rolle der Gesundheitsarbeiter. Perspektiven des weiteren wissenschaftlichen Austauschs sollen eruiert werden.


Literatur

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Capistrano Filho D. O Programa de Saúde da Família em São Paulo. Estudos Avançados. 1999;13(35):89-100. DOI: 10.1590/S0103-40141999000100008 Externer Link
2.
Demarzo MM, Gusso GD, Anderson MI, de Almeida RC, Belaciano MI. Academic family medicine: new perspectives in Brazil. Fam Med. 2010;42(7):464-5.
3.
Giovanella L, de Mendonça MH, de Almeida PF, Escorel S, Senna Mde C, Fausto MC, Delgado MM, de Andrade CL, da Cunha MS, Martins MI, Teixeira CP. Family health: limits and possibilities for an integral primary care approach to health care in Brazil. Cien Saude Colet. 2009;14(3):783-94.