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Adipositasprävention in einer Allgemeinpraxis
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Autoren
Veröffentlicht: | 14. Oktober 2008 |
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Gliederung
Abstract
Einleitung
50% aller erwachsenen Frauen und 60% aller erwachsenen Männer sowie immer mehr Kinder und Jugendliche sind übergewichtig oder adipös. Da beide Störungen mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen können, sollte in jeder Allgemeinpraxis eine Adipositas-Präventionskultur gepflegt werden.
Methoden
Diese Praxis ist eine Stadtrandpraxis mit 1400 Patienten/Quartal (konstant über 25 Jahre). Dies erlaubt die Denominatorberechnung für praxisepidemiologische Untersuchungen, deren Ergebnisse in der Altersgruppe 40-80 Jahre auf die Allgemeinbevölkerung übertragbar sind. Erfasst wurden alle übergewichtigen oder adipösen Patienten (BMI 30-40), die sich in die DMP-Programme KHK oder Dm2 eingetragen hatten (90 Pat.). Pro Quartal wurden die erforderlichen Daten erhoben, eine geänderte Gesprächsführung übernommen, die Sekundär-Komplikationen erfasst und versucht, das tödliche Quartett (metab. Syndrom) frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Eine Cochrane Literaturstudie (21 Treffer aus 5407 records zur Frage >Obesitas and Therapy>). Weitere Daten stammen aus den DEGAM Benefits und den bmj-updates. Der Praxisablauf, die Untersuchungen, das Basisprogramm folgte der Leitlinie >Prävention und Therapie der Adipositas>, Version 2007. Das Flussdiagramm dieser LL wurde als Kompass für diagnostische und therapeutische Entscheidungen genutzt.
Ergebnisse
Jeder 5. Patient war übergewichtig oder adipös. Die schnelle Auswertung der DMP-Bögen erlaubte eine schnelle Kontrolle des eigenen Handelns: metabolische Parameter ließen sich gut behandeln, die Hochdrucktherapie wies erhebliche Mängel auf. Zur Gewichtsreduktion wurden die Reduktion des Fettverzehrs und eine mäßig reduzierte Mischkost eingesetzt, die auch in Kantinen zusammengestellt werden kann. Innerhalb von 3 Quartalen wurde eine Gewichtsreduktion von 1,5 bis 2 kg erreicht (bei der Hälfte der Patienten). Bewegungstherapie und soweit möglich Verhaltenstherapie wurden konsequent verfolgt. Eine primäre Prävention in der AP ist nicht umzusetzen. Sekundär- und Tertiärprävention sind möglich, aber kaum zu realisieren, was an vier Patienten mit einem BMI von >40 dargestellt wird. Bei dieser Gelegenheit wird kurz auf die medikamentöse Behandlung mit Sibutramin, Orlistat und Rimonabant eingegangen. Wegen der Komplexität der Erkrankung wäre eine Zusammenarbeit mit einer Adipositas-Schwerpunktpraxis, einem Adipositas-Therapiezentrum und Adipositas-Spezialkliniken zwingend. Aber zurzeit ist die Adipositas von den Kassen nicht als Krankheit anerkannt und die Wunschzusammenarbeit zumindest in Gütersloh nicht möglich. Bis dahin muss es jedem Arzt und jeder Ärztin selbst überlassen sein, eine eigene Präventionskultur in ihren Praxen zu verwirklichen, deren Kern eine optimierte Gesprächsführung zwischen Arzt und Patient ist.