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Diagnostik und Behandlung sensorischer Störungen im Rahmen der multidisziplinären Post-COVID-Versorgung
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Veröffentlicht: | 16. September 2024 |
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Hintergrund: Bei einer COVID-19-Infektion werden regelmäßig sensorische Störungen berichtet. Häufig kommt es nach der Erkrankung zu einer zeitnahen, spontanen Erholung dieser Beschwerden. Ab einer Persistenz der Symptome über mindestens drei Monate spricht man vom Post-Covid-Syndrom. Insbesondere sensorische Störungen sind in diesem Symptom-Komplex bisher nur wenig untersucht worden. Bei Riech- und Schmeckeinschränkungen erholt sich der Geruchs- und Geschmackssinn bei ca. 90% der Patienten innerhalb der ersten drei Monate nach einer Covid-Infektion. Bei ca. 5 bzw. 4% der Patienten kommt es zu einem persistierenden Geruchs- bzw. Geschmacksverlust [1]. Daten zu Tinnitus und Hörverlust sind kaum vorhanden [2].
Ziel ist es, die Einschränkungen sensorischer Fähigkeiten zu erfassen und einzustufen. Im Anschluss erfolgt die Einleitung einer Therapie mit systematischer Evaluation des Therapieerfolgs.
Material und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Datenerhebung werden Patienten mit Post-Covid-Syndrom über eine Zentralambulanz am Universitätsklinikum Regensburg gescreent. Bei Riech-/ Schmeckeinschränkungen und/ oder Hörverlust/ Tinnitus erfolgt die Vorstellung in der Spezialambulanz der HNO. Hier wird mittels strukturierter Anamnese, Fragebögen (Hearing Handicap Inventory, Mini TF12, self-reported Mini Olfactory Questionnaire, short Questionnnaire for Olfactory Dysfunction), klinischer Untersuchung sowie Testungen des Riechens (Identifikationstest, Diskriminationstest, Schwellentest), Schmeckens (kleiner und großer Geschmackstest) und Hörens (Tonaudiometrie, Tympanogramm, DPOAEs, Tinnitusbestimmung) die Einschränkung subjektiv und objektiv quantifiziert.
Im Anschluss erfolgt bei einer Riecheinschränkung ein strukturiertes, 12-wöchiges, App-gestütztes Riechtraining. Hierbei erhält eine Gruppe ein standardisiertes Riechtraining-Set mittels synthetisch hergestellter Riechstifte. Eine weitere Gruppe stellt sich ihre Duftstoffe für das Riechtraining mittels natürlich vorkommender Gerüche selbst zusammen. Nach 4 Wochen werden die Duftstoffe ausgetauscht.
Patienten mit Tinnitus oder einer Hörminderung erhalten ein Tinnitus-Assessment, je nach Bedarf mittels Hörgeräte-Verordnung, Tinnitus-Noiser und/ oder App-basierter Verhaltenstherapie.
Eine Reevaluation der Beschwerden erfolgt jeweils nach 12 Wochen.
Ergebnisse: Es wurden seit Ende Februar 2024 insgesamt 86 Patienten über die Zentralambulanz gescreent. Davon stellten sich 4 Patienten mit Riech- und Schmeckeinschränkung, sowie 3 Patienten mit Tinnitus und/ oder Hörverlust in unserer Spezialambulanz vor.
Patienten werden bis Dezember 2024 in die Studie eingeschlossen. Die Auswertung des Therapieerfolges ist noch ausstehend.
Schlussfolgerung: Sensorische Störungen beim Post-Covid-Syndrom sind häufig und noch sehr wenig untersucht. Gleichzeitig ist der Leidensdruck der Patienten hoch.
Literatur
- 1.
- Tan BKJ, Han R, Zhao JJ, Tan NKW, Quah ESH, Tan CJ, Chan YH, Teo NWY, Charn TC, See A, Xu S, Chapurin N, Chandra RK, Chowdhury N, Butowt R, von Bartheld CS, Kumar BN, Hopkins C, Toh ST. Prognosis and persistence of smell and taste dysfunction in patients with covid-19: meta-analysis with parametric cure modelling of recovery curves. BMJ. 2022 Jul 27;378:e069503. DOI: 10.1136/bmj-2021-069503
- 2.
- Shibafar S, Jafarlou F. A review on the impacts of COVID-19 on the auditory system: Implications for public health promotion research. Health Promot Perspect. 2023 Dec 16;13(4):280-289. DOI: 10.34172/hpp.2023.33