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102. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

21.09. - 22.09.2018, Karlsruhe

Der Einfluss der Sialendoskopie auf die krankheitsspezifische Lebensqualität bei strahleninduzierter Mundtrockenheit

Meeting Abstract

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 102. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Karlsruhe, 21.-22.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18hnosw04

doi: 10.3205/18hnosw04, urn:nbn:de:0183-18hnosw043

Veröffentlicht: 13. Dezember 2018

© 2018 Bulut et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Hauptnebenwirkung der Prostata-spezifischen Membran-Antigen-Targeting-Alpha-Therapie (PSMA-TAT) bei metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom ist die Xerostomie. Mundtrockenheit ist ebenfalls eine häufig beschriebene Nebenwirkung bei Patienten nach Radiojodtherapie nach Behandlung eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms.

Positive Wirkungen einer Sialendoskopie auf strahleninduzierte Speicheldrüsenveränderungen im Gewebe sind bekannt. Ziel dieser Studie war es, den therapeutischen Einfluss der Sialendoskopie auf die krankheitsspezifische Lebensqualität bei eben dieser von Xerostomie betroffenen Patientenkohorte zu eruieren. Anhand zweier krankheitsspezifischer Lebensqualitäts-Fragebögen – zum einen dem Xerostomia Questionnaire (XQ), zum anderen dem Xerostomia Inventory (XI) – wurde die krankheitsspezifische Lebensqualität präinterventionell und drei Monate nach dem Eingriff erhoben.

Methoden: Elf männliche Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom nach PSMA-TAT mit einem Durchschnittsalter von 68,5 Jahren (58–80 Jahre) und 12 Patienten (10 weiblich, 2 männlich, Durchschnittsalter 47,8 Jahre [18–79 Jahre]) mit einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom nach Radiojodtherapie konnten in die Studie eingeschlossen werden und unterzogen sich bei ausbleibender Besserung unter konservativer Therapie einer Sialendoskopie (Dilatation, Irrigation mit Kochsalz und Instillation von 100mg Prednisolon pro Drüse) der großen Speicheldrüsen. Patienten, welche diese Maßnahme ablehnten, bildeten die Kontrollgruppe. Die Bewertung der Lebensqualität wurde anhand von zwei Fragebogen zur Lebensqualität (Xerostomia Questionnaire (XQ), zum anderen dem Xerostomia Inventory (XI)) vor und drei Monate nach der Operation durchgeführt. Darüber hinaus wurden prä- und postinterventionell Speicheldrüsenszintigraphien zur objektiven Messung der Veränderungen der Speichelproduktion durchgeführt.

Ergebnisse: Bei allen 11 Patienten nach PSMA-TAT waren sowohl die Glandula parotidea als auch die beiden Glandulae submandibulares betroffen. Bei der Patientenkohorte nach Radiojodtherapie zeigte sich, dass die Glandulae parotideae stärker durch die Radiojodtherapie beeinträchtigt wurden als die Glandulae submandibulares. Patienten nach PSMA-TAT, welche mit einer Sialendoskopie behandelt wurden, zeigten eine signifikante Verbesserung der krankheitsspezifischen Lebensqualitätsmessungen bezüglich XQ und XI. Nach der Sialendoskopie sank der XQ-Score signifikant von 77,7 ± 13,6 auf 42,7 ± 14,8 (p = 0,003) und der XI-Score sank von 44,5 ± 6,9 auf 25,8 ± 12,8 (p = 0,003). Bei Patienten nach Radiojodtherapie konnte ebenfalls eine signifikante Verbesserung der krankheitsspezifischen Lebensqualität in der Interventionsgruppe nachgewiesen werden, wohingegen in der Kontrollgruppe kein Unterschied zu detektieren war. Anhand der prä- und postinterventionell durchgeführten Szintigraphien der Speicheldrüsen konnte kein signifikanter Unterschied in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe bei Patienten nach Radiojodtherapie gefunden werden.

Schlussfolgerung: Die Sialendoskopie mit Dilatation, Kochsalzspülung und Steroidinjektion hat positive Auswirkungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patienten unter PSMA-TAT. Jedoch, selbst mit sialendoskopischer Unterstützung nach mehreren Zyklen von PSMA TAT, war die Speicheldrüsenfunktion reduziert und die Xerostomie vorhanden. Die Sialendoskopie als therapeutisches Mittel im Rahmen der durch Radiojodtherapie hervorgerufenen Xerostomie erscheint ein suffizientes Mittel um die krankheitsspezifische Lebensqualität der betroffenen Patienten zu verbessern. Zur besseren Beurteilbarkeit der positiven Effekte sind weitere randomisierte multizentrisch prospektive Studien mit größerer Patientenanzahl notwendig.


Literatur

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