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101. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

22. - 23.09.2017, Koblenz

Das patientenorientierte Vorgehen in der Schluckrehabilitation am Kopf-Hals-Tumor Zentrum Koblenz (KHTK)

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Nina Osiecki - Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur, Koblenz, Deutschland
  • author Patricia Sandrieser - Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur, Koblenz, Deutschland
  • author Jan Maurer - Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur, Koblenz, Deutschland

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 101. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Koblenz, 22.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17hnosw19

doi: 10.3205/17hnosw19, urn:nbn:de:0183-17hnosw190

Veröffentlicht: 5. Dezember 2017

© 2017 Osiecki et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Essen und Trinken stellen ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis dar, welches in allen Kulturen mit einem hohen sozialen Stellenwert im Alltag verbunden ist. Demnach kann eine Beeinträchtigung in der Nahrungsaufnahme das subjektive Empfinden von Lebensqualität maßgeblich beeinflussen [1]. Patienten nach operativen Kopf-Hals-Tumor Erkrankungen weisen unterschiedlich ausgeprägte Funktionsbeeinträchtigungen im Schluckapparat auf, jedoch ist ein Großteil postoperativ von Veränderungen in der Nahrungsaufnahme betroffen [2]. Am Katholischen Klinikum Koblenz Montabaur erfolgt eine ressourcenorientierte Therapie, die die Partizipation des Patienten in den Vordergrund stellt. Das interdisziplinär arbeitende Team ist bestrebt durch eine facettenreiche Aktivierung der vorhandenen Ressourcen die bestmögliche Teilhabe im Genesungsprozess anzustoßen und auf diese Weise „Komponenten der Gesundheit“ aus dem bio-psycho-sozialen Modells (DIMDI, 2005) in den Klinikalltag zu inkludieren.

Die Schlucktherapie startet regelhaft auf ärztliche Anforderung. Nach Sichtung des Operationsbefundes beginnt die Planung der standardisierten klinischen und bildgebenden Diagnostik. Die Auswertung beeinflusst maßgeblich die Konzeption der adaptiven, restitutiven und kompensatorischen Therapiekomponenten [3]. Die frühzeitige Intervention der „Funktionellen Dysphagie-Therapie (FDT)“ in der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren am Katholischen Klinikum Koblenz Montabaur entspricht der aktuellen Evidenzlage in der angloamerikanischen Literatur [4]. Vor Beendigung des stationären Klinikaufenthaltes erfolgt eine Beratung zur weiterführenden Therapie, die bei Bedarf in der Tumorkonferenz innerhalb eines interdisziplinären Gremiums diskutiert wird. Der Konsens wird unter Berücksichtigung der vorliegenden Evidenzen getroffen, dabei sollte der Beginn einer Dysphagietherapie zeitlich vor der Radiatio koordiniert sein, sowie das zeitlich limitierte Effektivitätsfenster der postoperativen logopädischen Therapie berücksichtigt werden [5], [6].

Am Katholischen Klinikum Koblenz Montabaur können Schluckrehabilitationsverläufe durch Bildgebung evaluiert werden. Entsprechend der therapeutischen Fragestellung steht dabei die fiberoptisch-endoskopische Schluckuntersuchung (FEES) oder eine Videofluoroskopie zur Auswahl. In engere Kooperation der Fachdisziplin Radiologie, HNO und Logopädie konnte ein Vorgehen entwickelt werden, bei dem nicht nur in der FEES, sondern auch in der Videofluoroskopie die Darstellung von drei unterschiedlichen Konsistenten (flüssig, breiig, fest) möglich ist. Durch die logopädische Begleitung kann der Einsatz von Schlucktechniken während der Bildgebung kontrolliert werden. Im Vortrag werden die Grundlagen des diagnostischen Prozesses, der Therapieplanung, sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Bildgebung anhand von Fallbeispielen erörtert.


Literatur

1.
Terrell JE, Ronis DL, Fowler KE, Bradford CR, Chepeha DB, Prince ME, Teknos TN, Wolf GT, Duffy SA. Clinical predictors of quality of life in patients with head and neck cancer. Arch Otolaryngol Head Neck Surg. 2004 Apr;130(4):401-8. DOI: 10.1001/archotol.130.4.401 Externer Link
2.
Nguyen NP, Sallah S, Karlsson U, Antoine JE. Combined chemotherapy and radiation therapy for head and neck malignancies: quality of life issues. Cancer. 2002 Feb;94(4):1131-41. DOI: 10.1002/cncr.10257 Externer Link
3.
Bartolome G. Klinische Eingangsuntersuchung bei Schluckstörungen. In: Bartolome G, Schroeter-Morasch H, Starrost U, Hrsg. Schluckstörungen: Diagnostik und Rehabilitation. 4. Aufl. München: Elsevier; 2010. S. 155-172.
4.
Waters TM, Logemann JA, Pauloski BR, Rademaker AW, Lazarus CL, Newman LA, Hamner AK. Beyond efficacy and effectiveness: conducting economic analyses during clinical trials. Dysphagia. 2004;19(2):109-19. DOI: 10.1007/s00455-003-0507-7 Externer Link
5.
Kulbersh BD, Rosenthal EL, McGrew BM, Duncan RD, McColloch NL, Carroll WR, Magnuson JS. Pretreatment, preoperative swallowing exercises may improve dysphagia quality of life. Laryngoscope. 2006 Jun;116(6):883-6. DOI: 10.1097/01.mlg.0000217278.96901.fc Externer Link
6.
Logemann JA. The evaluation and treatment of swallowing disorders. Curr Opin Otolaryngol Head Neck Surg. 1998;6(6):395-400. DOI: 10.1097/00020840-199812000-00008 Externer Link
7.
Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Leitlinie Neurogene Dysphagien. 2012. Verfügbar unter: http://www.dgn.org (Letzter Zugriff 28.7.2017). Externer Link
8.
Hotzenköcherle S. Funktionelle Dysphagie-Therapie: ein Übungsprogramm. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag GmbH; 2016.
9.
Lazarus CL. Management of swallowing disorders in head and neck cancer patients: optimal patterns of care. Semin Speech Lang. 2000;21(4):293-309. DOI: 10.1055/s-2000-8383 Externer Link