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101. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

22. - 23.09.2017, Koblenz

Neue Entwicklungen bei plastischen Operationen im Gesicht

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Werner J. Heppt - Kopf-, Halschirurgie, Plastische Gesichtschirurgie, Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH, Karlsruhe, Deutschland

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 101. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Koblenz, 22.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17hnosw13

doi: 10.3205/17hnosw13, urn:nbn:de:0183-17hnosw139

Veröffentlicht: 5. Dezember 2017

© 2017 Heppt.
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Gliederung

Text

Der Trend zu wenig invasiven Operationen und Kombinationseingriffen setzt sich in der plastischen Gesichtschirurgie weiter fort und stellt den Operateur aufgrund der Vielfalt der Techniken und Innovationen vor eine besondere Aufgabe.

Einen regelrechten Boom hat die medikamentöse Rhinoplastik erfahren, die mittlerweile allerdings mehrheitlich von anderen Fachdisziplinen propagiert wird. Die augenscheinlich unkomplizierte Technik eignet sich speziell für Nasenrückenaugmentationen, birgt jedoch gravierende Risiken in sich, auf die mit sofortigen Gegenmaßnahmen reagiert werden muß. Moderne Trends in der Rhinoplastik-Chirurgie sind die vermehrte Verwendung von Rippenknorpel, die kaudale Septumverlängerung, fein gewürfelter Knorpel zum Ausgleich von Konturunregelmäßigkeiten und das Valve-Lift, bei dem langsam resorbierbare Fäden in der kaudalen Seitenknorpelkante verankert und mit leichter Traktion im Gewebe plaziert werden.

Bei Gesichtsstraffungen ist der Trend zum nicht invasiven Fadenlift ungebrochen. Häufig verwendet werden eingekerbte Polypropylen- und Polydioxanon (PDS)-Fäden mit Poly-Milchsäure Kegeln. Die heute geläufigsten Techniken des konventionellen Facelifts sind das MACS-Lift und das biplanare SMAS-Lift, das in modifizierter Form auch bei Parotisoperationen zur Verhinderung eines Freyschen Syndroms empfohlen wird. Bei der Ober- und Unterlidplastik haben sich anstelle von Fettexzisionen Fetttranspositionen bewährt. Belassen des medialen präaponeurotischen Fettkörpers, Lateroposition medialer Fettanteile sowie die Kontourierung der Lidfurche durch sparsame Muskelexzision und Fassen tiefer Bindegewebsschichten bei der Hautnaht sind wichtige Schritte für ein natürliches Oberlidergebnis. Die Technik der Fetttransposition hat sich auch bei der Unterlidplastik durchgesetzt. Nach Ablösen des Orbita retinierenden Ligaments und der Orbicularis-Fasern wird prolabiertes Fett nicht reseziert, sondern über den knöchernen Infraorbitalrahmen nach unten geschlagen. Zusätzliches Anheben des unter den Orbicularisfasern gelegenen Fettkörpers (SOOF) hilft den Übergang zum Mittelgesicht zu glätten.

Möglichst wenig traumatisierende Verfahren werden heute auch in der Ohrmuschelchirurgie favorisiert. Zur Korrektur abstehender Ohrmuscheln haben sich Ausdünnungs- und Nahttechniken gegenüber früher gebräuchlichen Exzisions-, Inzisionsverfahren durchgesetzt. Sie liefern harmonischere Konturen und besitzen eine geringere Komplikationsrate. Die

Ohrmuschelrekonstruktion durch autologen Rippenknorpel und poröse Polyethylenimplantate ist heutzutage etabliert, mit beiden Verfahren lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Die Vorteile des Rippenknorpels liegen in der geringeren Extrusionsrate, die der Kunstimplantate in der Einzeitigkeit des Verfahrens, fehlenden Spenderareal-Problemen und in den im Langzeitverlauf feineren Ohrmuschelkonturen.

Obwohl fast monatlich neue Berichte aus dem Bereich des Tissue Engineering erscheinen, ist es in der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie bis heute nicht gelungen, biotechnologisch hergestellte Gewebsteile routinemäßig einzusetzen. Dies gilt für die Herstellung eines Kunst-Ohres mittels 3D Drucker und DNA-Tinte ebenso wie für die In-vitro Produktion von Nasenflügelknorpel oder Knochenimplantate. Betrachtet man die rasante Entwicklung der Gesichtstransplantation während der letzten Jahre, erscheint ein Durchbruch des Tissue Engineering in vielen Bereichen jedoch nur eine Frage der Zeit zu sein.