gms | German Medical Science

101. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

22. - 23.09.2017, Koblenz

15 Jahre Erfahrung mit dem vollimplantierbaren Hörsystem Esteem

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author presenting/speaker Konstantinos Sagris - HNO-Klinik, Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur, Koblenz, Deutschland
  • Christoph Bergmann - Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur, Koblenz, Deutschland
  • Jan Maurer - Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur, Koblenz, Deutschland

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 101. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Koblenz, 22.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17hnosw10

doi: 10.3205/17hnosw10, urn:nbn:de:0183-17hnosw101

Veröffentlicht: 5. Dezember 2017

© 2017 Sagris et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Patienten mit mittel- bis hochgradiger durch das Innenohr bedingter Schallempfindungsschwerhörigkeit sind normalerweise Kandidaten für Hörgeräte. Jedoch sind bisher längst nicht alle Patienten, die potentiell einen Nutzen davon hätten, mit Hörgeräten versorgt. Ein nicht geringer Anteil der versorgten Patienten wiederum benutzt die Hörgeräte wenig oder gar nicht. Hauptgründe hierfür sind: mangelnder Tragekomfort, Rückkopplungseffekte, akustische Verzerrungen, Störgeräusche, Berufe, die das Tragen von Hörgeräten erschweren, kosmetische Bedenken und soziale Stigmatisierung.

Daher wurden zunächst zur besseren Behandlung sensorineuraler Schwerhörigkeiten teilimplantierbare Hörsysteme entwickelt und seit den 90iger Jahren erfolgreich eingesetzt. Dadurch konnte ein Teil der beschriebenen, mit dem Tragen von Hörgeräten verbundenen Unannehmlichkeiten vermieden werden. Im äußeren, sichtbaren Teil der Systeme sind in der Regel Mikrofon, Batterien, und Sprachprozessor untergebracht. Zur Schallübertragung auf die Gehörknöchelchenkette werden hauptsächlich die elektromagnetische und die piezoelektrische Methode benutzt.

Erstmalig Ende der 90-iger Jahre wurde der „Traum vom unsichtbaren voll implantierbaren Hörsystem“ mit dem TICA-System (Totally Implantable Cochlear Amplifier) der Fa. Implex verwirklicht. Aus verschiedenen Gründen wurde das System aber bereits nach kurzer Zeit wieder vom Markt genommen.

Seit Mai 2006 hat das Esteem-System der Firma Envoy Medical Corporation (St. Paul, Minnesota, USA) in Europa die CE-Zulassung für das weltweit einzige mikrofonlose Hörsystem.

Methoden: Nachbeobachtungsstudie von 12 seit 2002 mit dem System implantierten Patienten bezüglich audiologischer Ergebnisse, Akkulebensdauer und Komplikationen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 12 Patienten implantiert. Nachbeobachtungszeit liegt zwischen 3 und 15 Jahren. Der am längsten implantierte Patient ist jetzt seit 15 Jahren implantiert. Bei ihm wurde der Audioprozessor 3x gewechselt. Unsere bisherigen Erfahrungen mit dem System bestätigen, dass mit dem System auch die Hörergebnisse konventioneller Hörsysteme erreicht und teilweise übertroffen werden können. Bis auf einen Patienten mit in der Computertomografie auch retrospektiv nicht erkennbaren ungünstigen anatomischen Verhältnissen wurde in allen Fällen ein mindestens den Hörgeräten gleiches Hörvermögen erreicht. Die Lebensdauer des implantierten Akkus lag zwischen 2 und 7 Jahren. Bei einer Patientin noch aus der Phase II Studie trat ein Problem mit einer überschießenden Granulationsbildung im Mittelohr nach der Implantation auf, die schließlich zur Explantation führte.

Schlussfolgerung: Das Esteem voll implantierbare Hörsystem ist für eine sehr spezielle Gruppe von Patienten mit sensorineuralem Hörverlust eine Alternative zum Hörgerät. Wegen der bei der Implantation notwendigen Durchtrennung der Ossikula-Kette, dem hohen Preis und der Nichterstattung durch Krankenkassen sowie dem zurückhaltenden Service der Herstellerfirma Envoy hat das System bisher keine große Verbreitung in Europa gefunden.