gms | German Medical Science

97. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

27. - 28.09.2013, Ludwigshafen

Dentogene Sinusitis mit zerebraler Komplikation bei Z.n. Zahnimplantation

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 97. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Ludwigshafen, 27.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13hnosw39

doi: 10.3205/13hnosw39, urn:nbn:de:0183-13hnosw392

Veröffentlicht: 12. September 2013

© 2013 Tsioplis et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Zahnimplantationen sind bei unserer heutigen demographischen Struktur ein häufiger Eingriff. Somit ist die Gefahr eines Infektes mit schwereren Verläufen nicht selten. Mit dem folgenden Fallbeispiel einer Zerebritis mit Hirnabszessen bei Z.n. Zahnimplantation soll der Verlauf einer solchen Komplikation erläutert werden.

Fallbeschreibung: Eine 78-jährige Patientin stellte sich mit therapieresistenten Nasennebenhöhlenbeschwerden rechts, sowie einer rechtsseitigen Gesichtsschwellung seit einem Monat in unserer Ambulanz vor, nachdem einen Monat zuvor eine Einbringung von Zahnimplantaten in dem rechten Oberkiefer erfolgte. Bei klinischem V.a. eine dentogene Sinusitis erfolgte ein DVT der Nasennebenhöhlen, das den Verdacht durch eine komplette Verschattung der rechtsseitigen Sinuus maxillaris, ethmoidalis und frontalis und Osteolysen im Bereich des Alveolarfortsatzes regio 14-16 bestätigte (Abb. 1-3). Daraufhin wurde die Patientin einer Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgischen Klinik vorgestellt. Dort erfolgte die Entfernung der infizierten Implantate, sowie unter HNO-Fachärztlicher Unterstützung die Ausräumung der Kieferhöhle und Keilbeinhöhle. Im unmittelbaren weiteren Verlauf entwickelte die Patientin eine Aphasie, eine Hemiparese links, sowie CRP-Werte von über 30mg/dl und eine Nackensteifigkeit. Das CT des Schädels zeigte ein subdurales Empyem, sowie Zeichen einer Zerebritis, infolgedessen eine Bohrlochtrepanation mit Drainage erfolgte. Weiterhin wurden im Verlauf multiple Abszessformationen intrakraniell drainiert. Die erheblichen neurologischen Ausfälle bildeten sich unter Antibiogramm-orientierter Antibiose und der chirurgischen Maßnahmen vollständig zurück.

Mikrobiologische Begutachtung: Streptococcus milleri und anginosus beide sensibel auf Meropenem und Ampicillin

Diskussion: Die Zahl der Eingriffe zur Wiederherstellung eines funktionierenden Gebisses durch implantatgetragene Prothesen hat in den letzten 30 Jahren stark zugenommen [1]. Damit folglich auch die Wahrscheinlichkeit z.B. durch einen Infekt eines solchen Implantats in der Kieferhöhle eine Entzündung hervorzurufen. Der Anteil an Kieferhöhlenentzündungen, die einen dentogenen Ursprung haben, liegt nach Literaturangaben bei ca. 6% [2]. Es ist jedoch von einer höheren Anzahl auszugehen. Die richtige Diagnosestellung ist zur Vermeidung von schwerwiegenden Komplikationen wichtig. Um Fehldiagnosen zu minimieren, sollte die Bildgebung auch nach Zahnpathologien begutachtet werden [3]. Bei den Komplikationen einer Sinusitis beläuft sich der Anteil von zerebralen Abszessen bei ca. 20%. Die Haupterreger dabei gehören zu der Streptococcus milleri-Gruppe. Diese Infektionen des Hirnparenchyms bedingen eine signifikante Morbidität und Mortalität [4], [5].

Fazit: Dentogene Entzündungen der Nasennebenhöhlen können aufgrund ihrer Nähe zu wichtigen Strukturen lebensbedrohliche Komplikationen wie eine Meningitis, ein Empyem oder einen Hirnabszess nach sich ziehen. Eine frühe Erkennung, ein multidisziplinärer Ansatz und die korrekte Indikation zur operativen Therapie haben höchste Priorität. Hier ist die DVT besonders gut geeignet, da sich Nasennebenhöhlen und Zähne artefaktfrei abbilden.


Literatur

1.
Esposito M, Murray-Curtis L, Grusovin MG, Coulthard P, Worthington HV. Interventions for replacing missing teeth: different types of dental implants. Cochrane Database Syst Rev. 2007 Oct 17;(4):CD003815.
2.
Yehouessi-Vignikin B, Vodouhe SJ. Maxillary sinusitis: 1752 cases at the ear-nose-throat department of a teaching hospital in Cotonou, Benin. Eur Ann Otorhinolaryngol Head Neck Dis. 2013;130(4):183-7. DOI: 10.1016/j.anorl.2012.01.006 Externer Link
3.
Longhini AB, Branstetter BF, Ferguson BJ. Otolaryngologists' perceptions of odontogenic maxillary sinusitis. Laryngoscope. 2012 Sep;122(9):1910-4. DOI: 10.1002/lary.23427 Externer Link
4.
Eufinger H, Machtens E. Purulent pansinusitis, orbital cellulitis and rhinogenic intracranial complications. J Maxillofac Surg. 2001;29(2):111-7.
5.
Melo JC, Raff MJ. Brain abscess due to Streptococcus MG-intermedius (Streptococcus milleri). J Clin Microbiol. 1978 Jun;7(6):529-32.