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97. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

27. - 28.09.2013, Ludwigshafen

Fibrinogen und TNF-alpha als Einflussfaktoren auf den cochleären Blutfluss und deren pathophysiologische und therapeutische Relevanz

Fibrinogen and TNF-alpha as factors influencing cochlear blood flow and their pathophysiological and therapeutical relevance

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Bernhard G. Weiss - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • author Friedrich Ihler - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • author Christoph Matthias - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • author Martin Canis - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 97. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Ludwigshafen, 27.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13hnosw25

doi: 10.3205/13hnosw25, urn:nbn:de:0183-13hnosw250

Veröffentlicht: 12. September 2013

© 2013 Weiss et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bei Funktionsstörungen des Innenohrs wird als pathomechanistisch gemeinsame Endstrecke eine cochleäre Mikrozirkulationsstörung diskutiert. Hierfür scheinen sowohl rheologische als auch inflammatorische Ursachen eine Rolle zu spielen. Fibrinogen beeinflusst als großes Glykoprotein der Akutphase insbesondere im Rahmen von Entzündungen die rheologoschen Eigenschaften des Blutes und führt zur Aggregation von Thrombozyten und Erythrozyten. Darüber hinaus können im Rahmen von Entzündungsprozessen pro-inflammatorische Zytokine wie Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha) ebenfalls zu einer Reduktion des cochleären Blutvolumenstroms führen, sodass mit den beiden Ansätzen sowohl rheologische als auch inflammatorische Paradigmen integriert werden.

Methoden: In vivo wurde an einem Tiermodell mittels Intravitalmikroskopie der Einfluss der Fibrinogenkonzentration im Blut auf die Parameter der cochleären Mikrozirkulation (Erythrozytenfließgeschwindigkeit, Blutvolumenstrom) untersucht (Fibrinogen 2 x 100 mg i.v. gegen Albumin in äquimolarer Menge als Placebo, n = 5 pro Gruppe). Eine zeitgleiche Bestimmung der Hörschwelle erfolgte mittels Hirnstammaudiometrie. Darüber hinaus wurde die Wirkung von TNF-alpha auf den cochleären Blutfluss (TNF-alpha 5; 0,5; 0,05 ng/ml gegen Placebo, n = 6 pro Gruppe) sowie eine Antagonisierung dieses Effektes durch den TNF-Antikörper Etanercept untersucht (Etanercept 1 µg/ml gegen Placebo bei anschließender TNF-alpha Applikation 5 ng/ml, n = 6 pro Gruppe).

Ergebnisse: Die akute Hyperfibrinogenämie führte dosisabhängig zu einer Reduktion des cochleären Blutflusses. Ein zeitgleicher Anstieg der Hörschwelle wurde dargestellt. Cochleärer Blutfluss und Hörschwelle korrelierten negativ.

Durch lokale Applikation von TNF-alpha wurde dosisabhängig eine Reduktion des cochleären Blutflusses erzielt. Dieser Effekt wurde durch die Gabe des TNF-Antagonisten Etanercept aufgehoben.

Schlussfolgerung: Die akute Hyperfibrinogenämie als Risikofaktur für die Entstehung des Hörsturzes wurde durch die Darstellung der direkten Wirkungsbeziehung zwischen Fibrinogenkonzentration und cochleärer Mikrozirkulation bestätigt. Der konsekutive Hörschwellenanstieg unterstreicht die Theorie der vaskulären Genese eines akuten Hörverlustes. TNF-alpha wurde als Faktor mit Einfluss auf die cochleäre Mikrozirkulation bestätigt, dessen Effekt durch Etanercept antagonisiert werden konnte. Beide Beobachtungen eröffnen Wege zu neuen therapeutischen Strategien bei der Behandlung eines akuten Hörverlustes unterschiedlicher Genese.