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97. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

27. - 28.09.2013, Ludwigshafen

Tumornachsorge in der HNO – Ultraschall unverzichtbar ?

Head and Neck follow up, ultrasound imaging indispensable ?

Meeting Abstract

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Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 97. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Ludwigshafen, 27.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13hnosw19

doi: 10.3205/13hnosw19, urn:nbn:de:0183-13hnosw190

Veröffentlicht: 12. September 2013

© 2013 Bozzato et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die onkologische Therapieüberwachung und Tumornachsorge basiert auf den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen und bildgebenden Maßnahmen. Hier haben heute die modernen Ultraschallverfahren (wie B-Scan und Farbdoppler-Sonografie) neben der Computertomografie (CT), der Magnetresonanztomografie (MRT) und der Positronenemissionstomografie einen hohen Stellenwert. Digitale computergestützte Bildanalysen und Signalprozessierungen wie Tissue Harmonic Imaging und Compound Imaging können mittlerweile hochauflösend Unterschiede in der Gewebetextur im Submillimeterbereich darstellen, die technisch den o.g. anderen Modalitäten nicht nachstehen. Inwieweit die Sonografie den anderen Bildgebungen überlegen oder unterlegen ist, bzw. welchen Stellenwert sie im klinikinternen Tumorprotokoll hat, hierzu existieren unklare Angaben in der Literatur.

Methoden: Wir berichten von unsere Erfahrungen und Konzepten der sonografischen Tumornachsorge. Eruiert werden zudem die bekannten sonografischen Kriterien der Tumor- und Lymphknotendiagnostik.

Bekannte sonografisch fassbare Parameter wurden mit Beurteilungen von anderen Bildgebungen (CT, MRT, PET) aus der Literatur verglichen. Einige besonders relevante Aspekte sollen dabei hervorgehoben werden:

  • mögliche Gefäßinfiltrationen der Vena jugularis interna und der extrakraniellen Abschnitte der Arteria carotis
  • infiltratives Wachstum in Nachbarstrukturen wie den Musculus sternocleidomastoideus,
  • Arrosion von ossären Strukturen,
  • Wachstum per continuitatem eines Primärtumors in die Halsweichteile,
  • Vermessen einer Raumforderung in beliebigen Raumebenen,
  • Einbruch eines Larynx-Karzinoms in den Schildknorpel sowie
  • Respektieren der Mittellinie beiMundhöhlen- und Oropharynx-Karzinomen.

Ergebnisse: Die hochauflösende Ultraschalluntersuchung (B-Scan und Farbdoppler) gehört in unserer Klinik zur Routine bei Staging-Untersuchungen von Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren.

In verschiedenen Studien werden Sensitivitäten von 78–98% sowie Spezifitäten von 61–94% angegeben. Anzumerken ist hier, dass die Aussagekraft der Studien aufgrund ihrer heterogen Studiendesigns mit unterschiedlich verwendeten Kriterien und geringer Fallzahlen kritisch zu bewerten ist. In der Anwendung haben sich die sonomorphologischen Parameter rundliche Form, Verlust der sonografisch erkennbaren Lymphknotenhilusstruktur sowie eine inhomogene Binnentektur (Hinweis auf eine intranoduläre Nekrose), die alle eine maligne Transformation eines Lymphknotens antizipieren lassen, bestätigt. Eine unscharfe Randbegrenzung als Hinweis auf einen Kapseldurchbruch deutet ebenfalls auf die maligne Natur des untersuchten Lymphknotens hin. Ob ein Lymphknoten eine gewisse Größe in Millimetern überschreiten darf,um noch als gutartig beurteilt zu werden, wird in der Literatur sehr kontrovers diskutiert. Grenzwertangaben liegen von 5–15 Millimetern vor. Entscheidender ist die Festlegung der Lymphknotenform: liegtein ovaler oder spindelförmiger Lymphknoten vor, spricht dies für eine gutartige Veränderung. Die o.g. Parameter und Fragstellungen können mittels der hochauflösenden Sonogarfie sowohl von unserer Arbeitsgruppe, als auch in der Literatur suffizient bearbeitet werden. „Orientierungspunkten“ in der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie wird die Sonografie neben der Endoskopie und Palpation des Halses zur Nachsorgeuntersuchung zusätzlich empfohlen. Die Frequenz der sonografischen Halsuntersuchungen im Rahmen der regelmäßigen Tumornachsorge richtet sich nach unserer Erfahrung nach einem definierten Schema aber auch nach dem initialen TNM-Stadium, dem Primärtumorgebiet und dem angewendeten Therapieverfahren und kann daher nicht immer pragmatisch für alle Fälle festgelegt werden. Bei Tumorerkrankungen mit geringem Risiko (z.B. Stimmlippenkarzinome) und solchen mit hohem Rezidiv-Risiko (z.B. cT4, R1, G4, Uvula) wird entsprechend unterschiedlich intensiv sonografisch nachgesorgt. Während bei einem cT1a cN0-Larynxkarzinom eine sonografische Nachsorge in sechsmonatigen Abständen gerechtfertigt ist, sollte bei einem einem cT1-cN0-Uvulakarzinom und nicht durchgeführter Bestrahlung und Neck Dissection eine Sonografie alle sechs Wochen erfolgen.

Schlussfolgerung: Von immern noch zahlreichen Zentren wird die Ultraschalldiagnostik noch nicht als Routinemethode zum onkologischen Follow up oder Staging angewendet. Die wenigen Studien, die einen direkten Vergleich von Sonografie, CT und MRT unternommen haben, widerlegen diesen Eindruck jedoch eindeutig, sodass sich abschließend festhalten lässt, dass die sonografische Tumorsuche und -nachsorge für uns zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Behandlungsprotokolls gehört.