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96. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

28. - 29.09.2012, Koblenz

Anwendung der photodynamischen Therapie (PDT) im Kopf-Halsbereich

Meeting Abstract

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  • corresponding author Maurizio Iemma - Azienda Ospedaliera Universitaria "San Giovanni di Dio e Ruggi d'Aragona", Salerno, Italien
  • author Matteo Cavaliere - Azienda Ospedaliera Universitaria "San Giovanni di Dio e Ruggi d'Aragona", Salerno, Italien

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 96. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Koblenz, 28.-29.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12hnoswS13

doi: 10.3205/12hnosw29, urn:nbn:de:0183-12hnosw291

Veröffentlicht: 11. Dezember 2012

© 2012 Iemma et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Photodynamische Therapie (PDT) ist eine onkologische Behandlungsmethode die auf der Aktivierung eines photosensibilisierenden Stoffes durch einen Lichtstrahl basiert. Die Reaktion produziert einen Schaden im Gewebe das den Stoff beinhaltet.

Der erster angewendete photosensibilisierender Stoff war Fotofrin, ein Derivat aus Hämatoporphyrin, eine in 1993 in Kanada für die Behandlung des initialen Harnblasenkarzinoms zugelassene Substanz.

Fotofrin bewies aber eine starke Einschränkung in der klinische Anwendung: die Rotlichtresorbierung bei 630 nm (die Bestrahlung die das gröβte Eindringen ins Gewebe produziert) war sehr begrenzt und sensibilisierte in gleicher Höhe das gesunde Gewebe, mit ausgedehnten Nekrosen- und Ulkusproduktion. Die heut zu tage am meisten benutzten Stoffe sind die Chlorinen. Foscan® (Tetrahydrossiphenilclhorine m-THPC) gehört zu dieser Klasse.

Die pharmakologische Wirkung von Foscan® beginnt nach Photoaktivierung mit einem nicht-thermisches Licht bei einer Wellenlänge von 652 nm. 96 Stunden nach intravenöser Anwendung, zeigt sich eine wesentlich größere Eindringung im Gewebe im Vergleich zu Fotofrin. Weiterhin wird Foscan® wesentlich schneller aus dem Körper ausgeschieden und dadurch die Photosensibilitätzeit verkürzt.

Die derzeitige Indikation für Foscan liegt in der Behandlung von Patienten mit Plattenepithelcarzinome im Kopf- und Halsbereich die schon austherapiert worden sind und/oder nicht auf die konventionellen Behandlungen angesprochen hatten.

Methoden: In dieser Studie untersuchten wird die Wirkung und Toxizität der photodynamischen Therapie mit Foscan® in Early-Stage-Plattenepithelkarzinome der Haut des Kopf- und Halsbereiches, der Lippen und der Mundschleimhaut in Patienten die, aufgrund des allgemeinen Zustandes oder der Ausdehnung der Läsionen bei der Standard-Therapien nicht zugänglich waren. Kein Patient wurde vor der Foscan®-Behandlung in irgendeiner Art vortherapiert. Alle Patienten in der Studie waren über 18 Jahre alt. Ausgeschlossen wurden Patienten mit:

  • Porphyrie oder anderen Lichtempfindlichen Pathologien
  • bekannten Porphyrineallergien.
  • Tumoren, die großen Gefäße in den zu behandelnden Gebieten infiltrieren.
  • Geplanter Operation innerhalb von 30 Tagen.
  • Begleitender Augenerkrankungen die innerhalb von 30 Tagen nach der Foscan®-Behandlung eine Spaltlampenkontrolle erforderte.
  • Schwangerschaft oder Stillzeit.

Von April 2010 bis Dezember 2011 haben wir in der HNO-Abteilung des Krankenhauses „San Giovanni di Dio e Ruggi d’Aragona“ in Salerno 14 Patienten (6 Männer und 8 Frauen, im Alter zwischen 58 und 85 Jahren, Durchschnittsalter von 69,7 Jahren) mit Foscan® behandelt, und zwar:

  • 8 mit multiplen Plattenepithelkarzinomen der Kopf- und Halshaut (2 T1 und 6 T2)
  • 3 mit Plattenepithelkarzinomen der Lippenkommissur (1 T1 und 2 T2)
  • 3 mit multiplen Plattenepithelkarzinomen der Mundschleimhaut (1 T1 und 2 T2).

Alle Fälle befanden sich im N0 M0 Stadium.

Das Präparat wurde i.v. angewendet (langsame Injektion, Minimum sechs Minuten, die Dosierung lag bei 0,15 mg/Kg).

Die Aktivierung des Präparates erfolgte 96 Stunden danach durch die Anwendung eines Lasers (625 nm) mit einer Lichtdosierung von 20 J/cm2 und einer Beleuchtungsdauer von 200 msec.

Ergebnisse: Bei allen behandelten Läsionen, wurde zwei Monaten nach der Behandlung eine gezielte histologische Kontrolle durchgeführt: alle zeigten eine komplette Remission. Nach einem durchschnittlichen Follow-up von 12 Monaten, zeigten 2 Patienten ein Lokalrezidiv auf und zwar:

  • nach 6 Monaten, bei einem Patienten mit multiplen (T2 N0 M0) Hautkarzinomen, in einer der sechs behandelten Läsionen;
  • nach 4 Monaten bei einem Patienten mit multiplen (T2 N0 M0) Karzinomen der Mundschleimhaut in einer der drei behandelten Lokalisationen.

Bei diesen 2 Patienten erfolgte eine neue PDT-Behandlung und, z.Z. sind beide rezidivfrei (zehn Monaten danach).

Schlussfolgerung: Die Vorteile der PDT sind:

  • hohe Erfolgsquote;
  • das gute, wahrscheinlich aufgrund der mangelnden Bildung von Narbengewebe und der Erhaltung von Kollagen und Elastin, kosmetische und funktionelle Ergebniss;
  • die Möglichkeit, im Fall eines lokalen Rezidivs, die Behandlung zu wiederholen weil durch die PDT-Therapie, keine kumulative Toxizität besteht;
  • die Möglichkeit, die Technik in Lokalanästhesie durchzuführen: die Vollnarkose haben wir nur in den Mundhöhlenkarzinomen angewendet, um einen besseren Zugang zum Tumor zu gewinnen und die angrenzende gesunde Schleimhaut vor der Beleuchtung zu schützen;
  • sehr gute Verträglichkeit in allen Altersgruppen.

Die PDT verspricht eine zuverlässige Alternative zu den konventionellen Tumortherapien besonders bei:

  • multiplen Tumoren oder besonderen Lokalisationen die aus anatomischen Gründen schwer chirurgisch zu enfernen sind
  • multimorbide Patienten die, aufgrund ihres allgemeinen Zustandes, eine Strahlen- bzw. Chemotherapie nicht tolerieren würden und nicht op-fähig sind.
  • völlig austherapierten Läsionen für die keine konventionelle Behandlung mehr zu Verfügung steht, die sich aber gleichzeitig in günstigen Lokalisationen befinden und deshalb ohne Risiken zu beleuchten sind.

Literatur

1.
Hopper C, Niziol C, Sidhu M. The cost-effectiveness of Foscan mediated photodynamic therapy (Foscan-PDT) compared with extensive palliative surgery and palliative surgery and palliative chemotherapy for patients with advanced head and neck cancer in the UK. Oral oncology. 2004;40:372-82.
2.
D’Cruz AK, Robinson MH, Biel MA. mTHPC- mediated photodynamic therapy in patients with advanced, incurable head and neck cancer: a multicentric study of 128 patients. Head and neck. 2004; 26: 232-40.
3.
Karakullukcu B, van Oudenaardem K, Copper MP, Klop WMC, van Veen R, Wildeman M, Bing Tan I. Photodynamic therapy of early stage oral cavity and oropharynx neoplasms: an outcome analysis of 170 patients. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2011;268(2):281-8. DOI: 10.1007/s00405-010-1361-5 Externer Link