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87. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

04.05. - 07.05.2016, Düsseldorf

Akustische Stimulation vestibulärer Neurone bei Dehiszenz des oberen Bogenganges

Meeting Abstract

  • corresponding author Julia Dlugaiczyk - HNO-Klinik, Univ.klinikum des Saarlandes, Homburg/S.
  • Ann Burgess - Vestibular Research Laboratory, School of Psychology, The University of Sydney, Sydney, Australien
  • Samanthi Goonetilleke - School for Psychology, Univ. of Sydney, Sydney, Australien
  • Ian Curthoys - Vestibular Research Laboratory, School of Psychology, The University of Sydney, Sydney, Australien

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 87. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Düsseldorf, 04.-07.05.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16hnod290

doi: 10.3205/16hnod290, urn:nbn:de:0183-16hnod2900

Veröffentlicht: 30. März 2016

© 2016 Dlugaiczyk et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Bislang ist nur wenig über die neuronalen Grundlagen des Tullio-Phänomens bei Dehiszenz des oberen Bogenganges (SCD = superior canal dehiscence) bekannt. Ziel der vorliegenden Studie war es, das schallassoziierte Aktivierungsverhalten primärer vestibulärer Neurone in einem SCD-Modell am Meerschweinchen zu untersuchen.

Methoden: Einzelzellableitungen an n = 59 Bogengansneuronen des Ggl. Scarpae bei n = 21 Meerschweinchen wurden durchgeführt wie von Curthoys et al., 2006 (Exp Brain Res 175: 256-267) beschrieben. Dabei wurde erstmals vor und nach Eröffnung des oberen Bogenganges (SC) sowie nach Verschluß der Dehiszenz von ein- und demselben Neuron abgeleitet.

Ergebnisse: Vor SCD bewirkte eine akustische Stimulation keine Änderung der Ruheaktivität in den Bogengangsneuronen (5–20 spikes/sec). Nach Anlage einer kleinen SCD stieg die Aktionspotentialrate in SC-Neuronen während der Applikation von Luft- (ACS = air-conducted sound) und Knochenleitungsreizen (BCV = bone-conducted vibration) auf 60–200 spikes/sec an. Dabei zeigte sich eine durchschnittlich 10-fache, phasengekoppelte Erhöhung der Aktionspotentialrate über ein breites Frequenzspektrum (ACS: 200 – 4000 Hz; BCV: 500 – 1000 Hz). Nach Verschluß der Dehiszenz konnte in denselben SC-Neuronen keine Veränderung der Aktivität durch akustische Stimulation mehr erreicht werden. Bei Neuronen des horizontalen Bogenganges ließ sich weder vor, während oder nach SCD eine Antwort auf akustische Reize ableiten.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass Schallwellen durch das zusätzliche dritte Fenster bei SCD eine Endolymphströmung im oberen Bogengang induzieren, welche zu einer direkten Auslenkung der Stereozilien und damit zu einer Aktivierung der zugehörigen Haarzellen / Neurone führt.

Unterstützt durch: mit freundlicher Unterstützung durch das Toni-Haid-Reisestipendium 2015 der ADANO für J.D.

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.