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Spättoxizität – worauf müssen wir bei langzeitüberlebenden Kopf-Hals Tumorpatienten achten?
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Veröffentlicht: | 30. März 2016 |
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Der Spättoxizität nach Strahlentherapie bei langzeitüberlebenden Tumorpatienten im Kopf-Hals Bereich wird wenig Beachtung geschenkt. Sie beginnt ab dem 90. Tag nach einer Bestrahlung, aber auch Jahre nach einer Strahlentherapie kann es zu verschiedensten Krankheitsbildern und Beschwerden kommen, die auf diese zurückzuführen sind. Es kommt zu einem Gewebeumbau mit Fibrose und Atrophie von Haut, Schleimhaut, Bindegewebe und Muskeln, zur Rarefizierung von Gefäßen und dadurch zu einem bunten Bild an assoziierten Beschwerden wie Schluckstörungen, Hypothyreose, Osteoradionekrose, Schallempfindungsscherhörigkeit, Carotisstenosen oder auch Bewegungsstörungen.
Wir stellen Daten aus unserem Tumorpatientenkollektiv aus den Jahren 1990-2009 vor, in dem wir Langzeitüberlebende hinsichtlich Spättoxizitäten retrospektiv analysiert haben. Als Langzeitüberlebende wurden Patienten mit einem Überleben > 5 Jahre definiert.
Das Kollektiv umfasst 161 primär radiotherapierte Patienten mit 24 Mundhöhlen-, 77 Oropharynx-, 2 Nasopharynx-, 27 Hypopoharynx-, 30 Larynx-Karzinomen und 1 Tumor der Speicheldrüsen. Nach 10 Jahren waren noch 25 % des Kollektivs am Leben. Über 5 Jahre nach Radiatio neu aufgetretene Spätschäden fanden sich bei 19,6 % der Patienten. Dokumentiert wurden unter anderem 11 Carotisstenosen, 5 Zweitkarzinome, 6 Ösophagusstenosen, 6 Osteoradionekrosen und 3 chronische Provoxlagerinsuffizienzen.
Die Beschwerden, die mit der Spättoxizität assoziiert sind, nehmen Einfluss auf die Lebensqualität und damit assoziiert auf das Gesamtüberleben. Die Datenlage zeigt deutlich, dass die Tumornachsorge zur Erkennung von Spättoxizitäten über die üblichen 5 Jahre hinaus erfolgen sollte.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.