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Postprimäre Mittelohr-Tuberkulose
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Veröffentlicht: | 26. März 2015 |
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Text
Noch zum Beginn des letzten Jahrhunderts war die Tuberkulose auch in Deutschland eine sehr häufige Erkrankung. Durch Präventionsmaßnahmen und ein besseres Krankheitsverständnis wurde sie ein immer seltener in unserer Gesellschaft und ist daher aus dem Fokus der differenzialdiagnostischen Erwägungen gerückt. Jedoch ist aufgrund der zunehmenden Globalisierung eine Wiederzunahme dieser Infektionskrankheit zu beobachten.
Im folgenden Fall stellte sich eine 37-jährige Patientin (K. R.) mit einer hartnäckigen Mittelohr- und Rachenentzündung im September 2014 in der Sprechstunde vor. Bei der Inspektion des Nasenrachens zeigte sich eine fibrinbelegte Raumforderung. Zusätzliche bestand ein Paukenerguss links, so dass als Verdachtsdiagnose ein Nasenrachenkarzinom im Raum stand. Es erfolgte eine Nasenrachenbiopsie sowie eine Parazentese mit Paukendrainage links. In der Schnellschnittuntersuchung zeigte sich eine epitheloidzellige Entzündung. Seitens des Pathologen wurde der Verdacht auf eine Sarkoidose geäußert. Da die Patientin seit Jahren in Thailand lebt und arbeitet wurde auch eine spezifische Erkrankung in Betracht gezogen. Im daraufhin durchgeführten CT-Thorax fanden sich kleinfleckige Veränderungen im Bereich der linken Lungenspitze als Hinweis auf eine mögliche Tuberkulose, woraufhin eine Verlegung in eine Lungenfachklinik erfolgte. Weder im Sputum, Ohrsekret, Gewebe bzw. in der PCR konnte zunächst Mycobacterium tuberculosis nachgewiesen werden. Erst in der daraufhin angelegten Kultur wurde Mycobacterium tuberculosis sowohl im Mittelohrsekret als auch Sputum nachgewiesen.
Bei epitheloidzelligen Entzündungen im Kopf- und Halsbereich, auch wenn keine typische Verkäsung vorliegt, sollte Differenzialdiagnostisch immer an eine primäre bzw. postprimäre Tuberkulose gedacht werden.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.