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Verbitterung bei schwerhörigen Patienten vor und nach Cochlea-Implantation
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Veröffentlicht: | 26. März 2015 |
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Einleitung: Eine Hörschädigung ist schwieriges Lebensereignis, das zu Unzufriedenheit und einer allgemein negativen Einstellung zum Leben führen kann, kurz: zu Verbitterung. Mittels einer Befragung an schwerhörigen Patienten werden das Maß an Verbitterung sowie Effekte durch ein Cochlea-Implantat (CI) untersucht.
Methoden: In der HNO-Klinik der MHH wurden 88 hörgeschädigte Patienten mit dem Berner Verbitterungs-Inventar (BVI) befragt. 45 Patienten wurden mit einem CI versorgt, bei denen die Befragung rund ein Jahr nach CI wiederholt wurde. Die Ergebnisse wurden mittels Rohwerten der 18 Items des BVI und als Werte auf der T-Wert-Skala dargestellt. Zur statistischen Analyse unabhängiger Variablen der Gesamtskala und ihrer vier Kerndimensionen wurden parametrische Tests angewandt.
Ergebnisse: Präoperativ wurde auf der Gesamtskala ein mittleres Maß an Verbitterung ermittelt. Auf den Dimensionen „Leistungsbezogene Verbitterung“ und „Emotionale Verbitterung“ stellten sich die Patienten als am auffälligsten heraus. Patienten mit Zusatzbehinderungen zeigten sich auf der Dimension „Menschenverachtung“ signifikant auffälliger. Patienten mit niedrigem Bildungsgrad waren signifikant auffälliger. Die Gruppe der mit CI versorgten Patienten war präoperativ signifikant weniger belastet. Der gepaarte prä-post-Vergleich deckte keine signifikanten Effekte auf.
Schlussfolgerungen: Patienten mit Hörschädigung sind im Vergleich zu einem gesunden Normkollektiv in mittlerem Maß verbittert. Die Probanden sahen tendenziell Ihren Einsatz unzureichend gewürdigt und regten sich über die Ignoranz anderer auf. Besonders betroffen waren Patienten mit einem niedrigen Bildungsstatus. Ein Jahr nach der Versorgung mit CI konnten im Durchschnitt keine lindernden Effekte ermittelt werden.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.