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Tularämie – eine seltene Differentialdiagnose
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Veröffentlicht: | 10. Juni 2014 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Die Tularämie ist eine infektiöse Erkrankung, die vorwiegend durch Kontakt mit infizierten Nagetieren auf den Menschen übertragen werden kann. Die Erkrankung kann sich als regionale Lymphadenitis, kutane Läsion, oropharyngeal, pulmonal oder gastrointestinal manifestieren.
Methoden: Wir berichten über einen 71 Jahre alten Patienten und präsentieren die laborchemischen, histologischen und klinischen Besonderheiten.
Ergebnis: Der Patient stellte sich 2012 aufgrund einer Lymphadenitis colli in der HNO-Universitätsklinik Ulm vor. Es bestand eine Gewichtsabnahme von 15 kg über einen Zeitraum von 3 Monaten bei gutem Allgemeinzustand ohne Nachtschweiß. Das CT zeigte eine ausgedehnte, einschmelzende Lymphadenitis colli bds.. Das Lymphknotenpunktat ergab eine granulierende, abszedierende Entzündung ohne Nachweis von säurefesten Stäbchen oder malignen Zellen. Die Serologien, sowie Blutkulturen waren nicht wegweisend. Aus der Berufsanamnese ergab sich, bei eigener Hasenzucht, der Verdacht auf eine Tularämie. Diese wurde serologisch und durch PCR aus Lymphknotengewebe nachgewiesen. Durch Abszessentlastung und systemische Antibiose mit Ciprofloxacin und Rifampicin über 4 Monate konnte zunächst eine Befundverbesserung erreicht werden. Bei schließlich therapieresistenter Lymphadenitis wurde eine selektive Neck dissection links durchgeführt. Im 1-Jahres-Follow-Up präsentierte sich der Patient beschwerdefrei.
Schlussfolgerung: Bei abszedierender Lymphadenitis colli ist das Vorliegen einer Tularämie als seltene Differenzialdiagnose zu beachten, insbesondere bei entsprechender Anamnese. Die Diagnosesicherung erfolgt mittels Serologie und PCR-Nachweis. Die Therapie der Wahl ist die systemische Antibiose mit Streptomycin, Gentamycin oder Ciprofloxacin.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.