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85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

28.05. - 01.06.2014, Dortmund

Auswirkungen des Ertaubungsbeginnes bei Langzeitertaubung auf die neuronale Verarbeitung interauraler Zeitunterschiede im auditorischen Hirnstamm des Gerbils

Meeting Abstract

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  • corresponding author Martin Kempe - Kopfklinik des Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • Maike Vollmer - Kopfklinik des Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • Armin Wiegner - Kopfklinik des Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Dortmund, 28.05.-01.06.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14hnod390

doi: 10.3205/14hnod390, urn:nbn:de:0183-14hnod3909

Veröffentlicht: 14. April 2014

© 2014 Kempe et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Interaurale Zeitunterschiede (ITD) sind wesentlich für die Schalllokalisation und das Sprachverständnis im Störschall. Es wird angenommen, dass normale Hörerfahrung die Voraussetzung für die Entwicklung einer zeitlich präzisen ITD-Verarbeitung ist. Ziel der vorliegenden Studie war es, die funktionellen Effekte des Ertaubungsbeginns bei Langzeitertaubung auf die neuronale ITD-Kodierung zu untersuchen.

Methoden: Gerbils wurden vor Hörbeginn oder als adulte Tiere ertaubt. Nach Langzeitertaubung erfolgte die bilaterale Versorgung mit Cochleaimplantaten (CIs). Akut ertaubte und implantierte Tiere dienten als Kontrollgruppe. Einzelzellantworten auf elektrische ITD wurden im dorsalen Nucleus des lateralen Lemniscus und im Colliculus inferior abgeleitet.

Ergebnisse: Die Häufigkeit ITD-sensitiver Neurone ist bei langzeitertaubten Tieren vergleichbar mit der bei normalhörenden Tieren. Allerdings ist der Grad der ITD-Sensitivität bei früher Ertaubung signifikant niedriger als bei adulter Ertaubung. Unabhängig vom Ertaubungsalter kommt es bei Langzeitertaubung zu folgenden Veränderungen:

1.
eine breitere Streuung der ‚besten‘ ITD (ITD bei maximaler Antwortrate) um den physiologisch relevanten ITD-Bereich,
2.
eine Verschiebung der ITD mit maximalem Informationsgehalt in den unphysiologischen ITD-Bereich,
3.
eine reduzierte ITD-Abstimmschärfe und
4.
eine erniedrigte neuronale ITD-Diskrimination.

Diskussion: Langzeitertaubung führt zu einer verringerten Präzision in der neuronalen ITD-Auflösung, die ein mögliches physiologisches Korrelat darstellt für die eingeschränkte ITD-Diskrimination bei spätimplantierten CI-Trägern. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von frühzeitiger bilateraler CI-Versorgung, insbesondere prälingual ertaubter Patienten, für die Entwicklung einer normalen ITD-Verarbeitung.

Unterstützt durch: DFG VO 640/2-1 und MedEL

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.