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85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

28.05. - 01.06.2014, Dortmund

Diphtherie mit isoliertem Befall des Nasopharynx als seltene Diffenrentialdiagnose

Meeting Abstract

  • corresponding author Masen Dirk Jumah - Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Villingen-Schwenningen
  • Daniela Mang - Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Villingen-Schwenningen
  • Eberhard Müller-Herrmann - HNO-Praxis, Rottweil
  • Oliver Reichel - Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Villingen-Schwenningen

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Dortmund, 28.05.-01.06.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14hnod164

doi: 10.3205/14hnod164, urn:nbn:de:0183-14hnod1646

Veröffentlicht: 14. April 2014

© 2014 Jumah et al.
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Gliederung

Text

Eine 64-jährige Patientin berichtete bei Erstvorstellung über seit etwa 14 Tagen therapierefraktäre progrediente Erkältungssymptomatik mit hohem Fieber und Schluckbeschwerden sowie ein massives Fremdkörpergefühl im Nasenrachen.

Im HNO-Status zeigten sich auf den Nasopharynx beschränkt weißlich-gelbliche, nicht-abwischbare Belägen. Unter der systemischen antibiotischen Behandlung sowie Analgesie zeigte sich keine Besserung des klinischen Bildes und der Beschwerden. Ein erster Abstrich ergab neben der Standortflora keine pathogenen Keime, erst die explizite Fragestellung nach Diphtherie zeigte eine Besiedlung mit Corynebacterium ulcerans, eine Diphtherietoxinbildung wurde mittels PCR bestätigt. Nach Meldung an die zuständigen Gesundheitsämter erfolgte eine Isolierung der Patientin. Es wurde kalkuliert antibiotisch behandelt, zusätzlich wurde Diphterie-Antitoxin verabreicht. Im Verlauf zeigte sich kein Hinweis auf Hirnnervenausfälle oder eine Myokarditis. Die Beschwerden bildeten sich langsam zurück. Die Patientin hatte einen guten Diphtherie-Impfstatus.

Das Corynebacterium ulcerans gehört zur Standortflora im Rachen, kommt jedoch neben dem klassischen Diphterierreger Corynebacterium diphtheriea als Diphtherietoxinbildner in Frage. Anders als die klassische Diptherie liegt das Erregerreservoir für Corynebacterium ulcerans bei Nutz- und Haustieren. Die durch uns behandelte Patientin hatte in den Tagen vor Erstmanifestation der Beschwerden Kontakt zu 3 Hunden. Bei diesen konnten in Rachenabstrichen Corynebacterium ulcerans zunächst nicht nachgewiesen werden. Eine Bewertung durch ein Referenzinstitut steht zum November 2013 noch aus. Auch bei klinisch isoliertem Befall des Nasopharynx muss selbst bei Patienten mit gutem Impfschutz an die seltene Differentialdiagnose einer Diphtherie gedacht werden.

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.