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83. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

16.05. - 20.05.2012, Mainz

Akustische CR-Neuromodulation zur Behandlung des chronisch subjektiven tonalen Tinnitus

Meeting Abstract

  • Peter Alexander Tass - Forschungszentrum Jülich GmbH, Neuromodulation, Jülich
  • Ilya Adamchic - Forschungszentrum Jülich GmbH, Jülich
  • Christian Hauptmann - Forschungszentrum Jülich GmbH, Jülich
  • Tatjana von Stackelberg - Praxis, Meerbusch
  • Hans-Joachim Freund - Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 83. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Mainz, 16.-20.05.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12hnod549

doi: 10.3205/12hnod549, urn:nbn:de:0183-12hnod5490

Veröffentlicht: 4. April 2012

© 2012 Tass et al.
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Gliederung

Text

Chronischer subjektiver Tinnitus wird als ein akustisches Phantom-Phänomen betrachtet, welches durch eine (partielle) Deafferentierung induziert wird. Infolge der Deafferentierung kommt es zur Ausbildung krankhafter neuronaler Synchronisation in auditorischen und nicht-auditorischen Hirnarealen und längerfristig zu einer Reorganisation des auditorischen Kortex.

Mittels Methoden der statistischen Physik und nichtlinearen Dynamik wurden Stimulationstechniken, insbesondere die Coordinated Reset (CR)-Neuromodulation, entwickelt, um den pathologischen Synchronisationsvorgängen durch Desynchronisation gezielt entgegenzuwirken. Ziel der CR-Neuromodulation ist es, die pathologische synaptische Konnektivität und Synchronisation anhaltend zu verlernen.

Zur Behandlung des chronisch subjektiven tonalen Tinnitus verwenden wir akustische CR-Neuromodulation. Hierbei werden patientenspezifische CR-Tonsequenzen, die an die dominante Tinnitusfrequenz und das Hörvermögen des jeweiligen Patienten angepasst sind, von einem tragbaren Schallgenerator erzeugt und über Ohrhörer appliziert. Die Ergebnisse zeigen, dass sich nach einer neunmonatigen CR-Therapie (nach zehnmonatiger Beobachtungszeit) bei 75 Prozent der Patienten der Tinnitus deutlich bis sehr deutlich verbesserte. Die wahrgenommene Lautheit des und die Belastung durch den Tinnitus konnte im Mittel um 50 Prozent verringert sowie der Schweregrad verbessert werden.

Darüber hinaus konnte anhand von EEG-Untersuchungen gezeigt werden, dass schon nach einer dreimonatigen CR-Therapie die krankhafte neuronale Synchronisation im Deltaband und Gammaband im betroffenen Netzwerk von Hirnarealen signifikant reduziert wird, und der pathologisch verminderte Alpharhythmus signifikant verstärkt wird.