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81. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

12.05. - 16.05.2010, Wiesbaden

Hörtraining führt auch nach Langzeitertaubung zu einer verbesserten zeitlichen Signalverarbeitung im auditorischen Cortex

Meeting Abstract

  • corresponding author Maike Vollmer - HNO-Universitätsklinik Würzburg, Deutschland
  • Ralph E. Beitel - University of California, San Francisco, CA, USA
  • Marcia Raggio - San Francisco State University, San Francisco, CA, USA
  • Christoph Schreiner - University of California, San Francisco, CA, USA

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 81. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Wiesbaden, 12.-16.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10hnod472

doi: 10.3205/10hnod472, urn:nbn:de:0183-10hnod4726

Veröffentlicht: 22. April 2010

© 2010 Vollmer et al.
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Gliederung

Text

Intensives Hörtraining kann auch bei prälingual ertaubten, spät implantierten Cochlea-Implantat-Trägern zu Verbesserungen im Sprachverständnis führen. Um die Einflüsse von Hörerfahrung nach Langzeitertaubung auf die Hörbahn zu evaluieren, wurde das Zeitauflösungsvermögen von zentral-auditorischen Neuronen am Tiermodell der Katze elektrophysiologisch bestimmt. Dazu wurden 3 Gruppen neonatal ertaubter, spät implantierter (>2,5 Jahre) Tiere untersucht: 1) akut implantierte Tiere ohne vorherige Stimulation; 2) Langzeit-stimulierte Tiere ohne Verhaltenstraining; 3) Langzeit-stimulierte Tiere mit zusätzlichem Verhaltenstraining. Als Kontrollgruppe dienten akut ertaubte adulte Tiere. Im primären auditorischen Cortex wurden neuronale Antworten auf Pulsfolgen ansteigender Rate abgeleitet und folgende Parameter für die zeitliche Auflösung bestimmt: beste Wiederholrate (BRR; evoziert maximale Anzahl phasengekoppelter Spikes); Cutoff-Rate (evoziert ≤50% der maximalen Spikezahl); Peaklatenz (Modus der Latenz) und minimale Antwortlatenz.

Alle Langzeit-ertaubten Tiere zeigten eine stark erniedrigte Spiralganglionzelldichte (1–18% der Normalwerte). Bei nicht stimulierten Katzen war die neuronale Zeitauflösung deutlich degradiert (niedrigere BRRs und Cutoff-Raten, längere Latenzen, erhöhter Jitter). Langzeit-Stimulation ohne Verhaltenstraining führte lediglich zu leicht erhöhten BRRs. Dagegen führte zusätzliches Verhaltenstraining zu einer signifikant höheren Zeitauflösung für alle getesteten Parameter.

Die Ergebnisse zeigen, dass elektrisches Hörtraining trotz hochgradiger peripherer Pathologie eine zeitliche Plastizität im adulten auditorischen Cortex induzieren und degenerative Einflüße von neonataler Langzeitertaubung deutlich reduzieren kann.

Unterstützt durch: NIH-NIDCD Contract N01-DC-3-1006, DFG Vo 640/1-1 und Hearing Research Incorporated