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Häufigkeit maligner Tumore als Zufallsbefund nach Tonsillektomie
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Veröffentlicht: | 22. April 2010 |
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Einleitung: Zum Ausschluss okkulter Malignome wird das bei der Tonsillektomie entnommene Gewebe meist routinemäßig histologisch untersucht. Bei steigendem finanziellem Druck auf das Gesundheitssystem muss die Notwendigkeit von Routineuntersuchungen kritisch betrachtet werden.
Methode: In der vorliegenden retrospektiven Studie untersuchten wir in einem Zeitraum von 5 Jahren alle Patienten (n=1523) die an unser Klinik routinemäßig tonsillektomiert wurden. Neben einer präoperativen Risikostratifizierung wurde die Häufigkeit klinisch okkulter Tonsillenmalignome und der Zusammenhang zwischen histologischer Diagnose und der Nachblutungswahrscheinlichkeit untersucht.
Ergebnisse: Unter den von uns untersuchten Patienten (n=1523) wurde bei 2 Patienten (0,13%) ein unerwarteter maligner Befund diagnostiziert. Einer der Patienten beschrieb eine streng einseitige Odynophagie, bei dem Anderen bestand der Z.n. Peritonsillarabszeß. Die Metaanalyse der bisher veröffentlichten Studien zu diesem Thema ergab bei 6 Patienten (0,01%, n=61.550) ein okkultes Tonsillenmalignom. Um ein klinisch okkultes Tonsillenmalignom zu detektieren müssen demnach 7694 Tonsillenpaare untersucht werden (Kosten: 385.000€). Eine Vorhersagewahrscheinlichkeit zwischen histologischer Diagnose und der postoperativen Tonsillektomienachblutung konnte mittels Regressionsanalysen nicht nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung: Okkulte Malignome sind sehr selten, deshalb empfehlen wir auch unter ökonomischen Gesichtspunkten die Histologie bei Vorliegen von folgenden Risikofaktoren: palpatorisch derbe Tonsillen, Schleimhautläsionen, Asymmetrie, Halslymphknotenschwellung, maligne Erkrankungen in der Anamnese, konstitutionelle Symptome, einseitige Beschwerden und stattgehabter Peritonsillarabszess.