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Das Mona-Lisa-Syndrom (idiopathische periphere Fazialisparese in der Schwangerschaft) – eine interdisziplinäre Analyse
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Veröffentlicht: | 22. April 2008 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Idiopathische periphere Fazialisparesen in der Schwangerschaft stellen eine Rarität dar. Als HNO-Ärzte sind wir wegen der eingeschränkten medikamentösen Applikationsmöglichkeiten in der Schwangerschaft und Stillzeit auf die Zusammenarbeit mit den Gynäkologen angewiesen. Die Inzidenz wird als dreifach höheres Risiko gegenüber nicht schwangeren Frauen beschrieben. Laut Literaturangaben geht die Heilung selten mit einer Restitutio ad integrum einher.
Methoden: In einer retrospektiven Analyse berichten wir über 6 Patientinnen mit einer peripheren Fazialisparese. Die Parese manifestierte sich bei 5 Patientinnen prä- und einer Patientin postpartal jeweils mit einem House Brackman (HB) Grad IV–V. Es wurde die prä- bzw. postpartale Woche der Erstmanifestation, der HNO-Status, die Untersuchungsergebnisse anderer Fachrichtungen, die Therapie sowie der Verlauf der Fazialisparese dokumentiert.
Ergebnisse: Unter der Infusionstherapie mit Pentoxifyllin und Prednisolon nach Stennert konnte bei vier Patientinnen eine Restitutio ad integrum erzielt werden. Zwei Patientinnen mit Nebenerkrankungen (Präeklampsie, Epilepsie) erhielten kein Cortison und weisen beide eine Restparese HB Grad II auf. Inwiefern die Zusatzerkrankungen wie Präeklampsie, Gestationsdiabetes oder Epilepsie die Entstehung der Fazialisparese triggerten, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Schlussfolgerung: Das Mona-Lisa-Syndrom erfordert eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Fachabteilungen, insbesondere HNO und Gynäkologie, aber auch Neurologie und Augenheilkunde. Bei einer Fazialisparese ist die Therapie mit Cortison und Pentoxifyllin indiziert, bedarf jedoch einer strengen Indikationsstellung bei längerer systemischer Therapie. Begleiterkrankungen scheinen einen Einfluss auf die Prognose zu haben.