Artikel
Das Tapia-Syndrom – Dissektion der A. carotis interna als seltene Differenzialdiagnose eines kaudalen Hirnnervenausfalls
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 22. April 2008 |
---|
Gliederung
Text
Schmerzhafte Schluck- und Stimmstörungen gehören zu den häufigsten Beschwerdeangaben im HNO-ärztlichen Alltag. Bei anamnestisch bekanntem Alkohol- und Nikotinkonsum stehen bei Patienten fortgeschrittenen Alters maligne Prozesse des Pharynx und Larynx im Vordergrund differenzialdiagnostischer Überlegungen.
Wir berichten über einen 57-jährigen Patienten, der sich erstmals mit einer linksbetonten Zungen- und Zungengrundschwellung, Otalgie und Stimmbandstillstand links mit Dysphagie und Dysphonie vorstellte. Zum Ausschluss eines tumorösen Prozesses wurde eine Panendoskopie durchgeführt, die ohne Anhalt für Malignität blieb. Im Verlauf zeigte sich eine progrediente Atrophie der linken Zungenhälfte und eine Asymmetrie des Weichgaumens. Dopplersonographisch und in der MRT erhärtete sich der Verdacht einer stattgehabten Dissektion der A. carotis interna links bei unauffälliger Darstellung des Hirnstammes. Unter Antikoagulation und gezielter logopädischer Therapie war die beschriebene Symptomatik partiell rückläufig.
Der spanische HNO-Arzt Tapia beschrieb 1906 erstmals eine kombinierte Parese der Hirnnerven IX, X und XII. Unser Fall beschreibt einen Ausfall dieser kaudalen Hirnnervengruppe als Folge einer Dissektion der A. carotis interna, das interdisziplinäre diagnostische Vorgehen und die erfolgreiche Therapie des Krankheitsbildes.
Nach Ausschluss HNO-typischer Krankheitsbilder sollten insbesondere bei Anzeichen von unklaren Hirnnervenparesen neurologische und vaskuläre Pathologien Eingang in die HNO-ärztliche Differenzialdiagnostik finden.