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Leitlinien in der HNO-Onkologie: Wer fällt durch das Raster?
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Veröffentlicht: | 24. April 2007 |
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Die leitlinienkonforme Operabilität von Tumoren wird in erster Linie über die TNM-Klassifikation definiert und berücksichtigt ausschließlich die Größe, die Lokalisation des Primärtumors und die Metastasierung. Begleiterkrankungen, Rehabilitationschancen und sozialmedizinische Aspekte bleiben außer acht, spielen aber eine zunehmende Rolle. Die Bedeutung dieser Faktoren bei der Indikationsstellung im klinischen Alltag sind kaum bekannt und kaum systematisch analysiert worden.
Anhand von 20 katamnestischen Einzelfallstudien wurde untersucht, ob und in welchem Ausmaß sich TNM-unabhängige Faktoren auf die therapeutischen Entscheidungen bei Tumoren im Kopf-Halsbereich auswirken. In allen Fällen lagen chirurgisch und OP-technisch beherrschbare Malignome, überwiegend Plattenepithelkarzinome des Larynx und des Hypopharynx im T3 und T4 -Stadium, vor. Für die retrospektive Analyse wurde auf die Dokumentationen in den Krankenblättern zurückgegriffen.
Entscheidende Faktoren für die Therapiewahl sind das Lebensalter und die kognitiven Fähigkeiten der Patienten. Die simultane Manifestation einer weiteren malignen Erkrankung, z.B. eines Leberzellkarziomes, ein schlechter Ernährungszustand und äthyltoxische Vorschäden stellen häufig keine Kontraindikationen gegen eine operative Behandlung dar.
In Anbetracht steigender Lebenserwartung und damit verbundener zunehmender Komorbidität müssen sich moderne Therapiekonzepte nicht nur an der TNM-Klassifikation orientieren. Trotz der enormen intensivmedizinischen Fortschritte der letzten Dekaden spielen allgemeinmedizinische Aspekte wieder eine wichtige Rolle bei der Therapieentscheidung. Prinzipiell ist zu diskutieren, welche Therapieoptionen bei diesen Patienten medizinisch zumutbar bzw. ethisch vertretbar sind