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Welche Rolle spielt die hämatogene Metastasierung als Tumorprogressparameter in der HNO-Onkologie?
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Veröffentlicht: | 24. April 2007 |
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Vor 100 Jahren war man der festen Überzeugung, dass Mundhöhlen-, Pharynx- und Larynx-karzinome auf Grund ihrer Topik nur in Ausnahmefällen (< 1 %) zu Fernmetastasen führen. Diese Annahme konnte eindeutig widerlegt werden. Zum Erstdiagnosezeitpunkt sind auch heute Fernmetastasen mit 1 - 2 % ein seltenes Ereignis.
318 seit 1994 radiochirurgisch therapierte HNO-Karzinompatienten wurden hinsichtlich des Auftretens von Tumorprogressparametern im Langzeitverlauf untersucht. Das Karzinom war mit 42 % im Oropharynx, mit 34 % im Hypopharynx, mit 15 % in der Mundhöhle und mit 9 % in der Supraglottis lokalisiert. Das Staging ergab folgende Verteilung: T2 16,4 %, T3 26,4 %, T4 57,2 %, N0 27 %, N1 13 %, N2 54 %, N3 6 %.
Bis zum 31.08.2006 waren 148 Patienten verstorben; tumorunabhängig 20, lokales Rezidiv 62, Fernmetastasierung 60, Zweitkarzinom 5. Die Wahrscheinlichkeit, eine klinisch relevante Fernmetastase bei lokaler Tumorkontrolle zu entwickeln, war statistisch genauso hoch wie das Risiko eines lokoregionären Tumorrezidivs (Z-Test 0,85). Es wurde ein 5-Jahresüberleben von 48 % ermittelt.
Beide Arten der Tumorprogression waren von der initialen Tumorgröße (T-/N-Kategorie) abhängig. Das Auftreten von Fernmetastasen war nicht an ein lokoregionäres Rezidiv gebun-den. Die signifikant günstigere Prognose des Oropharynxkarzinoms war durch das geringere Auftreten von Fernmetastasen bedingt. Lokale Rezidive dagegen traten bei jeder Tumorloka-lisation in gleicher Häufigkeit auf.
Multimodale Therapiekonzepte verbessern die Chancen für eine lokale Tumorkontrolle. Fernmetastasen, die auf eine perioperativ erfolgte occulte Tumorzelldisseminierung (primär G0-Zellen) zurückzuführen sind, bestimmen zunehmend die Überlebensprognose.