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Beurteilung des karzinogenen Risikos durch das Lokalanästhetikum Prilocain
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Veröffentlicht: | 24. April 2006 |
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Einleitung: Prilocain ist ein weit verbreitetes Lokalanästhetikum. Besonders hohe Dosen Prilocain werden u.a. in der Regionalanästhesie gegeben. Die Substanz wird zu ο-Toluidin metabolisiert, welches als mögliches humanes Karzinogen gehandelt wird. Ziel der Untersuchung war die Messung von Hämoglobin-Addukten nach Prilocaingabe zur Einschätzung des karzinogenen Risikos und die Messung unmittelbarer DNA-Schädigung durch Prilocain bzw. Toluidin an humanen Schleimhautzellen.
Methoden: 1) Hämoglobin-Addukte: Blutproben von 20 Patienten wurden vor und 24 h nach Prilocain-Gabe (100 mg) gewonnen. Die Hämoglobin-Addukte wurden mittels Gaschromatographie / Massenspektrometrie gemessen. 2) DNA-Schäden der Schleimhautzellen: von 10 Probanden wurden Biopsien der Nasenschleimhaut gewonnen und deren Einzelzellen mit Prilocain und Toluidin inkubiert. Zur Darstellung der Schäden wurde der Comet Assay durchgeführt.
Ergebnisse: 1) Die Hämoglobin-Addukte waren 24 h nach Prilocain-Therapie signifikant erhöht. So wurde ein 67-facher Anstieg 24 h nach Behandlung gemessen. 2) Für alle eingesetzten Konzentrationen konnte in Einzelzellen humaner Nasenschleimhaut eine Schädigung der DNA durch Prilocain und Toluidin evaluiert werden. Schlussfolgerung: Neben dem Nachweis direkter DNA-Schäden an humanen Schleimhautzellen konnte erstmals ein massiver Anstieg von Hämoglobin-Addukten des karzinogenen Arylamins ο-Toluidin nach Prilocain-Anästhesie gemessen werden. Dies beschreibt ein karzinogenes Risiko des Lokalanästhetikums, welches im Zusammenhang mit der Prävention und Minimierung von Schadstoffen berücksichtigt werden sollte.