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Manchmal kommt es anders, als bereits diagnostiziert
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Veröffentlicht: | 31. Mai 2017 |
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Einleitung: Die Lues wird durch eine Infektion mit Treponema pallidum hervorgerufen und durch Mikroläsionen der Haut oder Schleimhaut übertragen. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. Die Inzidenz in Deutschland ist steigend. Primäraffektionen der Lues manifestieren sich nur sehr selten in Mund oder Oropharynx, hauptsächlich ist der Genitalbereich initial betroffen.
Kasuistik: Ein 56-jähriger männlicher Patient wurde mit einem auswärtig histologisch gesicherten Plattenepithelkarzinom des Zungengrundes zur weiteren operativen Therapie vorgestellt. Anamnestisch lag ein Nikotinabusus vor. Sonographisch stellten sich beidseits zervikal metastasensuspekte Lymphknoten dar. Es erfolgte eine laserchirurgische Tumorexzision und eine Neck dissection beidseits. Die abschließende histologische Untersuchung ergab weder im Hauptpräparat noch in den Lymphknoten malignes Gewebe. Der auswärtige Biopsiebefund wurde allerdings durch nochmalige Untersuchung bestätigt. Differentialdiagnostisch wurde eine Lues-Infektion in Betracht gezogen. Der daraufhin durchgeführte Such- sowie Bestätigungstest war positiv. Eine leitliniengerechte Therapie mit Penicillin wurde begonnen.
Fazit: Die orale oder oropharyngeale Manifestation der Lues ist eine seltene, aber wichtige Differentialdiagnose des Plattenepithelkarzinoms, wobei die Unterscheidung auch histologisch schwierig sein kann und erst durch immunhistochemische Untersuchungen gelingt. Bei zweifelhaften histopathologischen Befunden sollte bei entsprechender Anamnese ein Primäraffekt der Lues in Erwägung gezogen werden, was weitergehende serologische Untersuchungen nach sich zieht. Auch ist das simultane Auftreten eines Plattenepithelkarzinoms in einem Lues-Primäraffekt beschrieben.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.