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88. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

24.05. - 27.05.2017, Erfurt

Ansprechen eines Laryngospasmus zentraler Ursache auf die Medikation mit zentralen Antispastika – eine Fallbeschreibung

Meeting Abstract

  • corresponding author Hien Merz - Hals-Nasen-Ohren Abteilung der Oberhavel Kliniken, Hennigsdorf
  • Philipp P. Caffier - Charité, Klinik f. Audiologie/Phoniatrie, Berlin
  • Wen Song - Charité, Klinik f. Audiologie/Phoniatrie, Berlin
  • Karl Baum - Neurologische Abteilung der Oberhavel Kliniken, Hennigsdorf
  • Tadeus Nawka - Charité, Klinik f. Audiologie/Phoniatrie, Berlin
  • Jan Rudolf - Hals-Nasen-Ohren Abteilung der Oberhavel Kliniken, Hennigsdorf

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 88. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Erfurt, 24.-27.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17hno028

doi: 10.3205/17hno028, urn:nbn:de:0183-17hno0281

Veröffentlicht: 13. April 2017

© 2017 Merz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der Laryngospasmus mit dessen plötzlichem krampfartigen Verschluss der Stimmlippen bzw. der supraglottischen Strukturen ist ein mit Asphyxiegefahr verbundenes, zentral gesteuertes Phänomen, welches durch periphere Trigger wie inhalierte Toxine, gastrooesophagealen Reflux oder mechanische Reize ausgelöst werden kann. Neurologisch tritt er gemeinsam mit Heiserkeit und Dysphagie auf, z.B. bei Hirnstamm-Affektionen wie dem Wallenberg-Syndrom oder der neurodegenerativen Multi-System-Atrophie.

Fallbericht: Ein 66 jähriger Patient mit spastischer Hemiparese rechts entwickelte über ein Jahr hinweg eine zunehmende Dysphagie. Episoden von Dyspnoe kamen hinzu, die nach Notfalleinweisung bei Nachweis einer Aspiationspneumonie endoskopisch auf einen Laryngospasmus zurückgeführt wurden. Abklärungen mittels zerebraler CT, MRT und LP ergaben keine zusätzliche Hirnaffektion. Nach PEG-Anlage und Beginn von Antispastika mit Baclofen und Tolperidon, war die laryngoskopisch kontrollierte Tonuserhöhung regredient und der Laryngospasmus sistierte.

Schlussfolgerungen: Dysphagie ist ein häufiges Problem nach Hirninfarkten bzw.-blutungen. Hierbei führt die Aspiration irritativer Flüssigkeiten zum reflektorischen Glottisschluss, der seinerseits dem Lungenschutz dient. Die Ernährung über PEG mindert einerseits die Aspirationsgefahr, andererseits lösen Antispastika den erhöhten laryngealen Tonus und verhindern so das Überschießen des Schutzreflexes. Wie in Fällen induzierter laryngealer Obstruktion verhelfen im Anfall angewendete logopädische Atemübungen zu einem verbesserten Umgang mit den von Erstickungsgefühlen geprägten Ereignissen. Der Fall unterstreicht die Wichtigkeit der interdisziplinären Diagnostik und Behandlung, getragen von Neurologie, HNO und der Rehabilitationsmedizin.

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.