gms | German Medical Science

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Wir alle spielen Theater: Diskurse zur affektiv-emotionalen Ebene interprofessioneller Zusammenarbeit anhand einer videographischen Rahmenanalyse

Meeting Abstract

  • Kim Nordmann - Bayerisches Zentrum Pflege Digital, Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten, Kempten, Germany
  • Johanna Aigner - Bayerisches Zentrum Pflege Digital, Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten, Kempten, Germany
  • Marie-Christin Redlich - Bayerisches Zentrum Pflege Digital, Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten, Kempten, Germany
  • Florian Fischer - Bayerisches Zentrum Pflege Digital, Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten, Kempten, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 161

doi: 10.3205/24gmds952, urn:nbn:de:0183-24gmds9527

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Nordmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Workshop-Organisator:innen: Kim Nordmann, Johanna Aigner, Marie-Christin Redlich, Florian Fischer

Einladende Organisation: Nachwuchsgruppe Epidemiologie der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie

Inhalt: In einigen Bereichen des Gesundheitssystems (z.B. Rettungsdienst, Intensivstation, palliative Versorgung) arbeiten verschiedene Professionen nahtlos miteinander zusammen – dies bezieht sich insbesondere auf (zeit-)kritische und individuumszentrierte Versorgungssituationen. In anderen Bereichen hingegen behindern starre Grenzen zwischen Sektoren, Professionen und Finanzierungs- bzw. Vergütungsmodalitäten eine gelingende, interprofessionelle und somit holistisch ausgerichtete Zusammenarbeit. Während die Fragmentierung des Gesundheitswesens eine effektive interprofessionelle Zusammenarbeit behindert, sind auch unterschiedliche Rollenverständnisse und Hierarchien vielfach ursächlich für mangelnde Kommunikation und Kooperation. Die jeweils beteiligten Berufsgruppe bringen eigene Werte, Normen und Kompetenzen mit, welche wiederum zu Missverständnissen, Vorurteilen und einem Mangel an Vertrauen führen können.

Daher soll in diesem Workshop eine in der (fach-)öffentlichen Diskussion vielfach vernachlässigte Dimension innerhalb der interprofessionellen Zusammenarbeit betrachtet werden: Die affektiv-emotionale Ebene. Diese Ebene bezieht sich auf die emotionalen Reaktionen, Empfindungen und Ausdrucksweisen der beteiligten Personen (als Vertreter:innen ihrer jeweiligen Professionen, aber auch als Individuen), trägt maßgeblich zur Entwicklung der professionellen Identität bei und beeinflusst demnach die Qualität und Effektivität der Zusammenarbeit in komplexen, gemeinsam zu bewältigenden Versorgungssituationen [1]. Eine hohe emotionale Intelligenz und Empathie bei Teammitgliedern bzw. in der konkreten Zusammenarbeit der Beteiligten innerhalb eines Versorgungsprozesses kann zu verbesserten Patient:innen-Outcomes führen [2], [3]. Negative Emotionen wie Stress, Frustration oder Überlastung hingegen beeinträchtigen die interprofessionelle Zusammenarbeit [4]. Dennoch wurden Bedingungen einer gelingenden interprofessionellen Zusammenarbeit mit Blick auf die emotional-affektive Ebene und in vergleichender Betrachtung verschiedener Settings und Professionen bislang nur unzureichend berücksichtigt.

Ziel des Workshops ist vor diesem Hintergrund ein strukturierter, interaktiver Austausch zwischen Vertreter:innen aus Wissenschaft und Praxis, die entweder ihre (disziplinäre) Wissenschafts- oder Praxis-Expertise einbringen können. Dabei wird die Vielfalt der Perspektiven auf die Zusammenarbeit zwischen medizinischen, pflegerischen, therapeutischen und Public Health-bezogenen Professionen einbezogen.

Der Workshop beginnt mit einer theoretischen Verortung. Dabei wird auf die Bedeutung von professioneller Identität mit Blick auf (1) das eigene Selbst, (2) berufliche Rollen unter Einbeziehung von Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten sowie (3) den Kontext eingegangen und deren Bezüge zur affektiv-emotionalen Ebene vorgestellt (15 min). Mit der Absicht sichtbare Handlungen und jeweils individuell (antizipierte) Haltungen zu reflektieren, werden anschließend in Kleingruppenarbeit einzelne Videosequenzen als Diskussionsimpulse analysiert und vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Teilnehmenden evaluiert (30 min). Das Videomaterial dient als Anschauungsmaterial für natürliche Interaktionen in der interprofessionellen Zusammenarbeit. Das gewählte Vorgehen basiert methodisch auf der videographischen Rahmenanalyse vor dem Grundgedanken interaktionstheoretischer Annahmen nach Goffman [5]. Demgemäß können Grundmechanismen sozialen Verhaltens, wie beispielsweise die persönliche Selbstdarstellung als Teil der emotional-affektiven Ebene, im Alltag betrachtet werden. Anschließend erfolgt eine Vorstellung der diskutierten Aspekte aus den Kleingruppen, um diese in einer moderierten Diskussion auf eine höhere Abstraktionsebene zu heben (20 min). Aus den diskutierten Aspekten sollen konkrete Handlungsoptionen abgeleitet werden (20 min). Der Workshop endet mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick auf die weiteren geplanten Aktivitäten (5 min), da er als erster Schritt eines Delphi-Prozesses geplant ist, um im Nachgang die Ergebnisse zu validieren und der Öffentlichkeit bereitzustellen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Rasmussen P, Henderson A, Andrew N, Conroy T. Factors influencing registered nurses’ perceptions of their professional identity: An integrative literature review. Journal of Continuing Education in Nursing. 2018;49(5):225-232.
2.
Hojat M, Maio V, Pohl CA, Gonnella JS. Clinical empathy: definition, measurement, correlates, group differences, erosion, enhancement, and healthcare outcomes. Discover Health Systems. 2023;2:8.
3.
Sur D. Interprofessional Intentional Empathy Centered Care (IP-IECC) in healthcare practice: A grounded theory study. Journal of Interprofessional Care. 2021;35:175-184.
4.
Brown J, Lewis L, Ellis K, Stewart M, Freeman TR, Kasperski MJ. Conflict on interprofessional primary health care teams – can it be resolved?. Journal of Interprofessional Care. 2011;25:4-10.
5.
Goffman E. The interaction order. American Sociological Review. 1983;48:17.