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Perspektiven auf die Zukunft der Epidemiologie aus Sicht des Nachwuchses
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Workshop-Organisator:innen: Julia Wicherski, Myriam Tobollik, Timothy Mc Call, Florian Fischer
Einladende Organisation: Nachwuchsgruppe Epidemiologie, Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie
Inhalt: Die Epidemiologie ist eine Disziplin mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung. Schon frühe Gelehrte untersuchten die Ausbreitung von Krankheiten und gesundheitlichen Problemen in der Bevölkerung systematisch. Im Laufe der Jahrhunderte trug die Epidemiologie entscheidend zur Identifizierung von Krankheitsursachen, Risikofaktoren und effektiven Präventionsmaßnahmen bei. Während in der frühen Neuzeit der Fokus noch stark auf Infektionskrankheiten lag, weitete sich das Arbeitsfeld der Epidemiologie später auf nicht-übertragbare, chronische Krankheiten aus. In den Folgejahren leistete die Epidemiologie einen immensen Beitrag zum Verständnis der Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Krebs und anderen chronischen Leiden.
In der Gegenwart steht die Epidemiologie vor großen Herausforderungen globalen Ausmaßes. Dies zeigt sich nicht nur durch die öffentlichen Diskussionen im Rahmen der Corona-Pandemie, sondern auch in den Auswirkungen der Digitalisierung. Mit neuen Technologien, wie Big Data-Analysen und Genomsequenzierung, können neue Formen von Studien durchgeführt werden, um neue Erkenntnisse über Krankheitsursachen zu gewinnen. Darüber hinaus verändert auch der Klimawandel die Bedingungen für die Verbreitung und Kontrolle gesundheitlicher Risiken. Somit wird die Epidemiologie auch in Zukunft von großer Bedeutung für die Gesundheit der Bevölkerung sein.
Um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden, wird die Epidemiologie ihre ganzheitliche, multifaktorielle Herangehensweise benötigen. Angepasste Studiendesigns und konzeptionelle Zugänge sind erforderlich, um den vielschichtigen Entwicklungen erfolgreich zu begegnen. So ist davon auszugehen bzw. anzustreben, dass die Epidemiologie der Zukunft sowohl theoriegeleitet als auch datengetrieben sowie interdisziplinär und global vernetzt agiert. Neue Technologien wie die Vielfalt an Methoden der Künstlichen Intelligenz ermöglichen die Verarbeitung riesiger Gesundheitsdatenmengen. Über Smarte Sensorik, Wearables und Soziale Medien können kontinuierlich Vitalparameter und Bewegungsdaten aus der Bevölkerung gemessen werden und somit als Echtzeit-Monitoring für aufkommende Krankheitstrends dienen.
Prädiktive Modelle können den möglichen Verlauf von Ausbrüchen vorhersagen und unterstützen die Planung gezielter Maßnahmen. Dabei integriert die Epidemiologie Daten aus verschiedensten Bereichen wie Genetik, Mikrobiologie, Klima oder Verhaltensforschung. Ein hochautomatisierter Datenfluss ist dabei von interdisziplinären Expert:innen-Netzwerken zu steuern. Epidemiolog:innen, Ärzt:innen, Informatiker:innen arbeiten zusammen mit vielen weiteren Disziplinen auf globalen Digital-Health-Plattformen zusammen, um somit einen effizienten Wissensaustausch zu ermöglichen.
Mit diesen zukunftsweisenden Ansätzen nimmt die Epidemiologie eine Schlüsselrolle bei der frühzeitigen Erkennung und Bewältigung gesundheitlicher Herausforderungen ein – ob Pandemien, Antibiotikaresistenzen, Umweltfaktoren oder Folgen des Klimawandels. Die datengestützte, interdisziplinäre und vernetzte Epidemiologie bildet die Basis für fundierte Analysen, Vorhersagen und Präventionsstrategien und leistet somit einen wichtigen Beitrag für eine widerstandsfähigere und nachhaltig gesündere Welt.
Der Workshop bietet eine Plattform für den Austausch über die Weiterentwicklung der Epidemiologie in Deutschland. Durch die Integration des Nachwuchses sollen innovative Ideen und Ansätze für Forschung und Lehre in der Epidemiologie gefördert werden. In dem Workshop stehen jedoch nicht einzelne Themen im Vordergrund. Vielmehr werden zunächst Überlegungen und Thesen vorgestellt, welche von Mitgliedern der Nachwuchsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie im Vorfeld der Tagung ausgearbeitet wurden. Diese sollen mit den Teilnehmenden des Workshops weiter vertieft werden, um daraus eine Vision für die Epidemiologie der Zukunft abzuleiten. Die Vision orientiert sich nicht an einzelnen Themen oder Methoden, sondern greift Transformationsprozesse auf, welche die Arbeitsweise und Ausrichtung der Epidemiologie verändern werden. Die Ergebnisse der Diskussion sollen in einem Positionspapier verschriftlicht werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.