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Symbiose zwischen Public Mental Health und Arbeitspsychologie - Analysemethoden und Interventionen zur Identifikation von psychischen Belastungsmerkmalen und der Stärkung von Resilienz und Emotionsregulation
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Die Regulation der eigenen Emotionen stellt eine wichtige Voraussetzung zur Entwicklung von Resilienz dar. Auf der einen Seite können unterstützende Netzwerke vulnerable Zielgruppen im Lebens- und Arbeitskontext unterstützen. Auf der anderen Seite stellen digitale Interventionen einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von psychischen Beeinträchtigungen und Stressreaktionen dar. Ziel des Symposiums ist es deshalb, qualitative und quantitative methodische Herangehensweisen und Interventionsansätze im Umgang mit Emotionen vorzustellen und zu diskutieren.
Der erste Beitrag der Abteilung Public Mental Health thematisiert für die Gruppe der Jugendlichen ein digitales mobiles Training zum Umgang mit Gefühlen und zielt auf eine Reduktion der Stressreaktivität, psychischer Belastung und Steigerung der Lebensqualität. EMIcompass ist eine hybride compassion-focused Ecological Momentary Intervention (EMI), eine spezifische Art von mobile Health Intervention, zur Verbesserung der Resilienz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In einer randomisiert kontrollierten Studie (RCT) wurden die Machbarkeit, zu Grunde liegende Mechanismen und die Wirksamkeit der EMIcompass-Intervention bei unspezifisch belasteten Personen, Personen mit einem Hochrisikosyndrom oder einer ersten Episode einer schweren psychischen Erkrankung im Alter von 14 bis 25 Jahren untersucht. Im Beitrag gehen wir auf die initialen Effekte des 6-wöchigen Trainings auf Stressreaktivität, psychische Belastung und Lebensqualität ein [1].
Der zweite Beitrag der Professur Gesundheitsförderung und Prävention stellt die Ergebnisse einer qualitativen Stakeholderanalyse im Rettungsdienst zum Aufbau eines Netzwerkes „Emotionsregulation im Rettungsdienst“ vor. Anhand von Experteninterviews (17 Praxisanleitende + 7 Leiter Rettungsdienst) wird die Dringlichkeit einer langfristigen Implementierung von Interventionen zur Verbesserung der Stress- und Emotionsregulation im Rettungsdienst gestützt. Grund sind die körperlichen, aber vor allem auch die emotional herausfordernden Arbeitssituationen während Notfalleinsätzen, aber auch im Wachalltag. So ergaben die Interviews, dass in belasteten Situationen zentrale Themen wie „ruhig bleiben“ oder der Austausch mit Familie/ Kollegen sehr zentrale Aspekte der eigenen Emotionsregulation sind. Gestützt werden kann dieses Vorhaben durch die Rettungsdienstleitenden, welche für die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen von entscheidender Bedeutung sind [2].
Der dritte Beitrag aus der Abteilung Public Mental Health beschäftigt sich mit den Ergebnissen einer ko-kreationalen Entwicklung einer Intervention zur Stärkung der psychischen Gesundheit bei jungen Personen, die vom Klimawandel belastet sind. Dargestellt werden problemzentrierte Interviews, die sich mit dem Erleben der psychischen Belastung von Individuen, bedingt durch den Klimawandel, sowie potentiellen Entstehungs- und Schutzmechanismen auseinandersetzt. Unter Einbindung verschiedener Stakeholdergruppen aus unterschiedlichen Bereichen (Politik, NGO, Behandelnde, Betroffene) wird außerdem die Entwicklung einer Intervention zur Stärkung von Selbstmitgefühl und wertebasiertem Handeln präsentiert. Der dahinterstehende Entwicklungsprozess sowie die Intervention und deren Komponenten werden vorgestellt.
Abgeschlossen wird das Symposium mit der Vorstellung einer quasi-experimentellen Laborstudie, in der die Professur für Gesundheitsförderung und Prävention untersucht hat, welchen Einfluss digitale Arbeitsunterbrechungen während der Bearbeitung einer Büroaufgabe auf das Empfinden positiver und negativer Affekte haben. Auf Grund des hohen Anteils digitaler und informationsbezogener Tätigkeiten treten Unterbrechungen in Büroberufen häufiger auf. In bisherigen Untersuchungen wurde festgestellt, dass Unterbrechungen überwiegend negative als auch positive Affekte hervorrufen können. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der Beitrag, wie sich die empfundene Arbeitsbelastung in Folge der Unterbrechungen auf die Ausprägung positiver und negativer Affekte auswirkt.
Alle Beiträge werden zum Ende des Symposiums in einer offenen Podiumsdiskussion kritisch diskutiert.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Reininghaus U, Paetzold I, Rauschenberg C, Hirjak D, Banaschewski T, Meyer-Lindenberg A, u. a. Effects of a Novel, Transdiagnostic Ecological Momentary Intervention for Prevention, and Early Intervention of Severe Mental Disorder in Youth (EMIcompass): Findings From an Exploratory Randomized Controlled Trial. Schizophrenia Bulletin. 2023;49(3):592–604. DOI: 10.1093/schbul/sbac212
- 2.
- Buruck G, Dörfel D, Kügler J, Brom SS. Enhancing well-being at work: The role of emotion regulation skills as personal resources. Journal Of Occupational Health Psychology. 2016;21(4):480–493. DOI: 10.1037/ocp0000023