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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse unter Unsicherheit für eine adressatengerechte Kommunalpolitik II – wie man die Klimagesundheit durch Kontextualisierung unsicherer Erkenntnisse unterstützen kann

Meeting Abstract

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  • Felix Rebitschek - Universität Potsdam, Harding Zentrum für Risikokompetenz, Potsdam, Germany; Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin, Germany
  • Pia-Johanna Schweizer - Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) - Helmholtz Zentrum Potsdam, Potsdam, Germany
  • Nicolai Savaskan

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 802

doi: 10.3205/24gmds903, urn:nbn:de:0183-24gmds9032

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Rebitschek et al.
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Gliederung

Text

Symposium-Vorsitz: Felix G. Rebitschek

Einladende Organisation: Harding-Zentrum für Risikokompetenz

Einzelbeiträge:

1.
Lernen aus der Pandemie - Vorschlag für eine Vorbereitung des öffentlichen Dienstes auf die Bereitstellung wissenschaftlicher Evidenz bei Unsicherheit für die lokale Governance (Dr. Nicolai Savaskan)
2.
Lokalisierung globaler Evidenz mit Expertennetzwerken, Entscheidungsanalyse unter Unsicherheit und kommunalen Verhaltens- und Sozialwissenschaften (Dr. Felix G. Rebitschek)
3.
Welche Formen der Partizipation können die Auswahl, Verhandlung, Entwicklung und Umsetzung von evidenzbasierten Interventionen durch die lokale Politik informieren (Dr. Pia-Johanna Schweizer)
4.
Evidenzbasiertes lokales Regieren in großem Maßstab - Anwendbarkeit des WHO-Rahmens (angefragt: Dr. Jan Stratil)

Inhalt: Lokales Regierungshandeln – wie bei Herausforderungen der Gesundheit der Bevölkerung im Kontext des Klimawandels – stützt sich idealerweise auf die besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse – evidence-informed governance [1]. Jedoch besteht eine radikale epistemische Unsicherheit im Zusammenhang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Herausforderungen und Maßnahmen, diesen zu begegnen, insbesondere auf kommunaler Ebene. Der Grund dafür ist der dynamische Charakter des Klimawandels in der komplexen Verbindung sozialer und ökologischer Systeme. Man kann die Auswirkungen mit und ohne adaptives Handeln der Gesellschaften nur unsicher schätzen und weiß kaum, wie sich bestimmte Bevölkerungsgruppen zukünftig verhalten würden, noch wie darauf das Klimasystem reagieren würde. Dies erschwert informierte Antworten auf politikrelevante Fragen: Für welche Kommune ist zum Beispiel welche Art der strukturellen Hitzeanpassung vorteilhaft?

Als Antwort darauf postulieren wir, dass effektives lokales Regierungshandeln unter Unsicherheit idealerweise neben der Berücksichtigung von verhaltens- [2] und sozialwissenschaftlicher Erkenntnissen auf eine Kombination aus globalen wissenschaftlichen und lokal gewonnenen Erkenntnissen zurückgreift. Das Symposium entwirft einen neuartigen systematischen Prozess zur Unterstützung lokaler Governance im Hinblick auf wirksamere und gerechtere Interventionen im Bereich der planetaren Gesundheit durch die Verarbeitung und Reduzierung von epistemischer Unsicherheit um die wissenschaftliche Evidenz.

Aufbauend auf bestehenden Beratungsprozessen, mit Hilfe der Verhaltens- und Sozialwissenschaften, internationaler Expertennetzwerke, der Entscheidungsmodellierung unter Unsicherheit und neuartiger lokaler Datenquellen sollen die mit epistemischer Unsicherheit behafteten Erkenntnisse mit lokalem Wissen und Erfahrungen verbunden werden. Partizipative Prinzipien [3] sollen helfen, evidenzbasierte Interventionen vorzuschlagen, zu entwickeln und zu kommunizieren, die den lokalen Bedingungen, Interessengruppen und Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Handlungsfähigkeit entsprechen. Demnach könnte das Nutzen-Schaden-Verhältnis lokaler Maßnahmen gerade zugunsten von Gruppen kalibriert werden, die durch die Anpassung an den Klimawandel besonders herausgefordert sind [4].

Wir werden argumentieren, dass regionale und lokale Regierungen, die vor der Herausforderung stehen, Klimagesundheits-Initiativen zu realisieren, transdisziplinäre wissenschaftliche Infrastrukturen und Netzwerke für die Evidenzsuche, die lokale Datenerhebung, die methodische Synthese und die evidenzbasierte Kommunikation zur Entscheidungsunterstützung unter Unsicherheit fördern sollten. Unter Berücksichtigung und Anerkennung bestehender politischer Prozesse kann dieser Ansatz kompaktere Argumente für eine belastbare Politikgestaltung bereitstellen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Oxman AD, Lavis JN, Lewin S, Fretheim A. SUPPORT Tools for evidence-informed health Policymaking (STP) 1: What is evidence-informed policymaking? Health Research Policy and Systems. 2009;7(1):S1.
2.
Jenny MA, Betsch C. Large-scale behavioural data are key to climate policy. Nature Human Behaviour. 2022;6(11):1444-7.
3.
Bidwell D, Schweizer PJ. Public values and goals for public participation. Environmental Policy and Governance. 2021;31(4):257-69.
4.
Fan Y, Shi X, Li X, Feng X. Livelihood resilience of vulnerable groups in the face of climate change: A systematic review and meta-analysis. Environmental Development. 2022;44:100777.