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Entwicklung und Evaluation komplexer sektoren- und länderübergreifender Präventionsmaßnahmen: Mixed methods next level
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Gliederung
Text
Symposium-Vorsitz: Prof. Dr. F. De Bock
Zugehörige Fachgesellschaft: DGSMP
Symposium-Vortragende: Natalia Cecon-Stabel, Dr. Dorit Biermann, Dr. Adrienne Alayli
Einleitung: Die Komplexität von sektoren- und länderübergreifender Maßnahmen in der Prävention ist grundlegend durch den lokalen Kontext bedingt. Unterschiedliche Kontexte haben Auswirkungen auf die Umsetzung einer Maßnahme in vorhandene sektorale und länderspezifische Strukturen. Dies wiederum wirkt sich darauf aus, inwiefern avisierte präventive Wirkungen im Hinblick auf die Gesundheit der Bevölkerung erzielt werden können.
Oftmals ist jedoch unklar, wie lokale Kontexte in Verbindung mit komplexen Maßnahmen stehen. Des Weiteren ist unklar, wie diese Verbindungen bei der Weiterentwicklung und (Kosten-)Evaluation solcher Maßnahmen zu berücksichtigen sind. Mit Blick auf die Übertragbarkeit von Maßnahmen ist es zudem eine Herausforderung, zwischen universellen Standards und lokalspezifischen Maßnahmen in der Gesundheitsversorgung und Prävention abzuwägen und notwendig, Möglichkeiten zu erforschen, dieses Wissen in die Praxis, also in die Weiterentwicklung von Maßnahmen und in die (Kosten-)Evaluation mit einzubinden.
Ziel dieses Symposiums ist es, anhand von Fallstudien methodische Ansätze für die Entwicklung und Evaluation von sektoren- und länderübergreifenden Maßnahmen zu diskutieren. Daraus leiten sich folgende praktische Fragen ab:
- Wie gehen wir vor, um ein Kontextassessment durchzuführen, und daraus multisektorale bzw. länderübergreifende kontextspezifische Maßnahmen abzuleiten?
- Wie können logische Modelle über unterschiedliche Sektoren hinweg entwickelt werden?
- Wie können für multisektorale Maßnahmen (z.B. Bildung, Gesundheit, Soziales) Kosten für gesundheitsökonomische Analysen erhoben werden?
Methoden: Während diesem Symposium werden anhand von konkreten Fallbeispielen komplexer intersektoraler und länderübergreifender Maßnahmen der Präventions- und Kinderschutzforschung allgemeine methodische Prinzipien und Ansätze der Forschung zu komplexen Interventionen vorgestellt und diskutiert. In den nachfolgenden drei Beiträgen stellen wir die wissenschaftliche Vorgehensweise und Methodik (z.B. Ethnographie, Ökonomische Evaluation) vor und diskutieren diese in Bezug auf ihre Angemessenheit und Anwendbarkeit in der Forschungspraxis und den jeweiligen lokalen Settings.
- 1.
- Komplexe Intervention zur Förderung des Bewusstseins für Jodmangel in fünf Ländern (Natalia Cecon-Stabel & Freia De Bock): Anhand des EUthyroid2 Projekts wird veranschaulicht, mit welcher Methodik und welchen relevanten Konzepten eine komplexe Intervention für fünf heterogene Implementierungsregionen entwickelt wurde und welche Stolpersteine es zu bewältigen galt.
- 2.
- Logisches Modell zur Veranschaulichung der Wirkmechanismen von intersektoral agierenden Childhood-Häusern (Dorit Biermann & Freia De Bock): Am Beispiel des Projekts EvaChild beschreiben wir, wie mit einem partizipativ-ethnographischen und Mixed Methods Ansatz ein sektorenübergreifendes logisches Modell und die erwarteten Wirkwege der Versorgungsstruktur Childhood-Häuser konzipiert werden kann und im Forschungsprozess iterativ weiterentwickelt wird.
- 3.
- Kosten sektorenübergreifender Modelle zur Prävention und Versorgung: Eine multiperspektivische Analyse am Beispiel des Childhood-Haus Konzepts (Adrienne Alayli): Das geplante methodische Vorgehen zur Umsetzung einer Kostenanalyse im Rahmen der Evaluation von Childhood-Häusern in Baden-Württemberg wird vorgestellt. Im Fokus steht dabei die Berücksichtigung der Perspektiven unterschiedlicher beteiligter Sektoren sowie methodische Implikationen der unterschiedlichen Kontexte an den Standorten.
Ergebnisse: Für die Entwicklung und (Kosten-)Evaluation von sektoren- und länderübergreifenden Maßnahmen in unterschiedlichen Kontexten braucht es Mixed Methods Ansätze, gezielt eingesetzte unterschiedliche Formen von Evidenzsynthesen und eine starke Partizipation von diversen Stakeholdern (z.B. ermöglicht über ethnographische Anteile).
Schlussfolgerung: Um die konzeptionellen Vorarbeiten der Interventionsforschung zu Entwicklung und Evaluation von komplexen Maßnahmen in die angewandte Praxis und Forschung zu transferieren, sind ein breites methodisches Instrumentarium, die Expertise aus unterschiedlichen Disziplinen und flexible Forschungsansätze notwendig.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.