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Teilnahme von Beschäftigten 50plus an Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Aufbauend auf den Ergebnissen früherer Querschnittsanalysen [1], [2], wurde im Rahmen der repräsentativen lidA(leben in der Arbeit)-Kohortenstudie untersucht, ob sich Unterschiede in der Teilnahme von älteren Beschäftigten an Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) nach personenbezogenen und betrieblichen Merkmalen zeigen.
Methoden: Daten von 7188 älteren Beschäftigten der Geburtsjahrgänge 1959, 1965 und 1971 wurden analysiert, die an der 4. Studienwelle (2022/2023) der lidA-Studie einer sozialversicherten Tätigkeit nachgingen. Ausgewertet wurde die selbstberichtete Teilnahme an mindestens einem Maßnahmenangebot in den vergangenen 12 Monaten zu Gewichtsreduktion, gesunder Ernährung, Bewegung, Sport, Fitness oder Rückengymnastik, Entspannung oder Stressbewältigung sowie zur Suchtbewältigung. Die Teilnahmequoten inklusive 95%-Konfidenzintervalle (KI) verschiedener Beschäftigtengruppen (personenbezogen, betrieblich) wurden hierzu verglichen und mittels Chi-Quadrattest auf Signifikanz geprüft.
Ergebnisse: Bei einem bestehendem Angebot beteiligten sich 48,1% der Beschäftigten an mindestens einer BGF-Maßnahme. Besonders selten nahmen Männer (44,1%) diese Maßnahmen in Anspruch. Keine Teilnahmeunterschiede zeigten sich hinsichtlich des Alters, des Migrationsstatus und des selbsteingeschätzten Gesundheitsstatus. Je kleiner die Betriebsgröße, desto höher lag die Teilnahmequote der Beschäftigten. So beteiligten sich 75,4% der Beschäftigten aus Betrieben mit maximal 10 Personen an BGF-Angeboten wohingegen die Beteiligung von Beschäftigten aus Betrieben mit mehr als 1.000 Personen bei 43,2% lag. Während Beschäftigte in sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen und Verwaltungsberufen häufig BGF-Angebote wahrnahmen, nahmen Beschäftigte in Handelsberufen sowie der Verkehr und Logistikbranche seltener Angebote in Anspruch.
Diskussion: Die Untersuchung von individuellen und betrieblichen Unterschieden in der Inanspruchnahme von BGF-Maßnahmen kann helfen, das Angebot für ältere Beschäftigte zielgruppenspezifischer auszurichten. In dieser Untersuchung zeigten sich nur teils erwartungskonforme Verteilungsunterschiede. Beispielsweise ließ sich kein erwarteter Unterschied hinsichtlich des Alters und bezüglich der selbsteingeschätzten Gesundheitszustands feststellen. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass körperlich exponierte Berufsgruppen z.B. im Handel und der Logistikbranche sich seltener beteiligen. Somit sollten die Gründe für eine Nichtteilnahme in diesen Beschäftigtengruppen genauer geprüft werden. So deuten frühere Untersuchungsergebnisse zu den Gründen für eine Nichtteilnahme u.a. darauf hin, dass Männer sich weniger als Frauen von bestehenden Angeboten angesprochen fühlen [2]. Betriebe bieten wie kaum ein anderes Setting die Chance, einen Großteil der Erwachsenenbevölkerung für Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention zu gewinnen – und das unabhängig von bestehenden gesundheitlichen Ungleichheiten [3]. Die Untersuchung der Teilnahme sowie Gründen für die Nichtteilnahme an solchen Maßnahmen kann dazu beitragen, Versorgungsdefizite zu identifizieren und BGF-Angebote stärker am Bedarf, besonders von sonst eher schwer erreichbaren Risikogruppen auszurichten.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Borchart D, Hasselhorn HM, du Prel JB. Teilnahme älterer Beschäftigter an gesundheitsfördernden und präventiven Maßnahmen. Zbl Arbeitsmed. 2019;69(5):261-70.
- 2.
- du Prel JB, Borchart D. Betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention bei älteren Beschäftigten im Geschlechtervergleich. In: Jürges H, Siegrist J, Stiehler M, editors. Männer und der Übergang in die Rente Vierter Deutscher Männergesundheitsbericht der Stiftung Männergesundheit. Gießen: Psychosozial-Verlag; 2020. p. 107-21.
- 3.
- Robroek SJW, Coenen P, Oude Hengel KM. Decades of workplace health promotion research: marginal gains or a bright future ahead. Scand J Work Environ Health. 2021;47(8):561-4.