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Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der Joint Action ImpleMENTAL (Arbeitspaket 5) – erlebte Hindernisse und Förderfaktoren auf dem Weg hin zu einer gemeindenahen psychosozialen Versorgung in europäischen Ländern
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: JA ImpleMENTAL ist eine „Joint Action“, die durch das dritte EU Gesundheitsprogramm finanziert wird. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren (2021-2024) und zielt darauf ab, die psychische Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, insbesondere vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie.
An der Joint Action sind 40 Organisationen, 21 zuständige Behörden und 19 angeschlossene Einrichtungen aus 21 europäischen Ländern beteiligt (European Commission, 2021). Die Joint Action (JA) ImpleMENTAL thematisiert verschiedene Schwerpunkte zur Förderung der psychischen Gesundheit und zur Stärkung eines Systemwandels auf EU-Ebene. Dabei sollen bereits bewährte Praxisbeispiele aus Österreich und Belgien auf die teilnehmenden Länder der Joint Action ausgeweitet werden.
Die Autorinnen begleiten verschiedene Aspekte des fünften Arbeitspakets der JA wissenschaftlich. Der zentrale Fokus liegt dabei u.a. auf der Beantwortung der Forschungsfrage, wie „community-based mental health care“ sinnvoll in Kommunen implementiert werden kann und welche (länderspezifischen) Hindernisse und Förderfaktoren dabei wahrgenommen werden.
Methoden: Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Begleitforschung durch eine Hochschule innerhalb von qualitativen Methoden wie Fokusgruppendiskussionen und Interviews sowie durch Fragebogenerhebungen zu Planung, Implementierung und Evaluation der Maßnahmen generiert. Insgesamt flossen Perspektiven und Erfahrungen von 14 verschiedenen Ländern ein.
Ergebnisse: Die wissenschaftliche Begleitforschung ermöglichte mittels einer neutralen Moderation einen sachlichen Austausch mit den Partnerländern über förderliche und hinderliche Aspekte im Verlauf der Joint Action.
Die Sensibilisierung für psychische Gesundheit durch die Pandemie hat dazu geführt, dass die Anliegen, Strukturen dieser Art zu etablieren, auf größere Resonanz stoßen. NGOs, Betroffene und Akteur*innen aus öffentlichen Einrichtungen engagieren sich aktiv für psychische Gesundheit, unterstützt von motivierten Stakeholdern mit guten Kontakten und Akzeptanz in bestehenden Netzwerken. Die Ergebnisse zeigen, dass die Länder von einer effektiven Koordination und Teamarbeit profitieren können, ebenso wie von der Unterstützung durch die Regierung. Internationale Zusammenarbeit ermöglicht es, aus guten Beispielen und Fehlern im Rahmen von offenem Austausch zu lernen. Obwohl die Einzelprojekte in der Anfangsphase mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen hatten, werden langfristige Vorteile betont.
Die Zusammenarbeit zur Verbesserung der Versorgung im Bereich der psychischen Gesundheit hin zu einer „gemeindenahen psychosozialen Versorgung“ ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Dazu gehören die Versäulung der verschiedenen Sozial- und Gesundheitssysteme und der Mangel an Kooperation auf verschiedenen Ebenen. Divergierende Fachlogiken, konkurrierende Interessen und unterschiedliche Prioritäten führen oft zu Konflikten. Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsdienstleistern erfordern zudem flexible Teams und Unterstützungsmöglichkeiten, um die Kooperation, insbesondere zwischen Hausärzt*innen, Psychiater*innen, Krankenhäusern und Zentren für psychische Gesundheit zu stärken. Die fehlende strukturelle Verankerung für Kooperation schwächt die Effektivität der Zusammenarbeit und kann die Motivation der Beteiligten beeinflussen.
Schlussfolgerung: Die Umstellung psychosozialer Versorgungssysteme von der stationären hin zu einer gemeindenahen Versorgung bringt eine Vielzahl an Herausforderungen mit sich. Dennoch überwiegen länderübergreifend die wahrgenommenen Vorteile.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.