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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

JOY@university: Bewegungs- und Entspannungspausen für jede Lehr- und Lernsituation im Setting Hochschule – niederschwellig, intuitiv, effektiv und vielseitig einsetzbar

Meeting Abstract

  • Flora Sonsmann - Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB), Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie, Osnabrück, Germany; Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück, Osnabrück, Germany
  • Carina Gill - Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB), Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie, Osnabrück, Germany
  • Lisa Schmidt - Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB), Abteilung New Public Health, Osnabrück, Germany
  • Vanessa Bill - Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück, Osnabrück, Germany
  • Swen Malte John - Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB), Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie, Osnabrück, Germany; Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück, Osnabrück, Germany
  • Vanessa Leinigen - Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB), Abteilung Dermatologie, Osnabrück, Germany; Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück, Osnabrück, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 674

doi: 10.3205/24gmds850, urn:nbn:de:0183-24gmds8505

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Sonsmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Ziele: Bewegungsmangel und ununterbrochenes Sitzen sind Risikofaktoren für verschiedene Krankheiten. Studierende sitzen täglich lange in Lehrveranstaltungen und klagen vielfach über Nacken- und Rückenschmerzen und Müdigkeit. Es konnte gezeigt werden, dass in Lehrveranstaltungen die Konzentration bereits nach 15 Minuten nachlässt und nach 75 Minuten körperliches Unwohlsein entsteht [1]. Bewegungspausen haben das Potential, diesem entgegenzuwirken und einen Beitrag zur körperlichen Aktivität der Studierenden zu leisten [2]. Vor diesem Hintergrund hat sich die Studiengruppe JOY@university (Join Our activitY@university) im Wintersemester 2019/20 gebildet. Ziel des seit Februar 2023 durch die Techniker Krankenkasse geförderten Projektes ist es, im Rahmen einer Mehrkomponenten-Intervention die körperliche Aktivität von Studierenden und Lehrenden nachhaltig zu fördern. Eine Komponente beinhaltet auf Grundlage einer orientierenden Umfrage unter Lehrenden die Entwicklung und Evaluation eines Bewegungs- und Entspannungsportfolios für kurze Pausen zur Bewegung oder Entspannung. Viele Lehrende zeigen sich aufgeschlossen gegenüber Pauseninterventionen, wünschen sich jedoch konkrete Ideen und Umsetzungshilfen.

Methoden: Mit studentischer Beteiligung wurde ein Portfolio erstellt, das ein niederschwelliges Angebot verschiedener ca. fünf-minütiger Bewegungs- und Entspannungspausen für unterschiedliche Lehr-Lern-Formate (Vorlesungen, Seminare, online), Bedürfnisse (Dehnen, Kräftigung, Koordination und Gleichgewicht, Herz-Kreislaufaktivierung, Teambuilding, Spaß und Entspannung), Raumbedingungen (z.B. Bestuhlung) und Lehrpersönlichkeiten bietet. Das Portfolio umfasst aktuell rund 50 Pauseninterventionen und kann zudem im Büro oder Homeoffice eingesetzt werden.

Ergebnisse: Das Bewegungs- und Entspannungsportfolio steht seit Mai 2023 als vollverlinktes PDF-Dokument sowie als online Lernmodul den Lehrenden und Studierenden der Universität Osnabrück zur Verfügung. Das PDF-Dokument bietet zudem eine Entscheidungsmatrix und kriterienorientierte Übersichten (große/kleine Gruppen, viel/wenig Platz, feste Bestuhlung, ohne Berührung, Materialeinsatz, online möglich), über die die passende Intervention mit wenigen Klicks erreicht werden kann. Die Pauseninterventionen stehen vielfach als Video, PPT, Audio oder mit Beschreibungen/ Anleitungen zur Verfügung. Lehrende können eine aktive oder passive Rolle bei der Auswahl und Anleitung einnehmen. Seit der Einführung wurden verschiedene Kurzfortbildungen angeboten. Die Resonanz sowohl unter Lehrenden als auch Studierenden ist ausschließlich positiv. Einzelne Pauseninterventionen wurden im Rahmen von Abschlussarbeiten evaluiert. Die Interventionen zeigten im Rahmen von 90-minütigen Vorlesungen bei Studierenden eine signifikante Verbesserung der kognitiven Wachheit und des körperlichen Komforts, auch im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Lehrenden bewerten vor allem die Nutzerfreundlichkeit positiv.

Schlussfolgerung: Durch die unterschiedlichen Formate und die Berücksichtigung von verschiedenen universitären Lehr- und Lernbedingungen mittels Entscheidungshilfen zur Pauseninterventionsauswahl können für unterschiedlichste Rahmenbedingungen und Bedürfnisse geeignete Interventionen identifiziert werden. Das Bewegungs- und Entspannungsportfolio bietet so das Potential, Studieren, Lernen, Lehren und auch Arbeiten an der Universität aus bewegungsorientierter Perspektive gesünder zu gestalten.

Förderung: Das Projekt wird seit 2023 von der Techniker Krankenkasse gefördert.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Hosteng KR, Reichter AP, Simmering JE, Carr LJ. Uninterrupted Classroom Sitting is Associated with Increased Discomfort and Sleepiness Among College Students. Int J Environ Res Public Health. 2019 Jul 13;16(14):2498.
2.
Paulus M, Kunkel J, Schmidt SCE, Bachert P, Wäsche H, Neumann R, et al. Standing Breaks in Lectures Improve University Students' Self-Perceived Physical, Mental, and Cognitive Condition. Int J Environ Res Public Health. 2021 Apr 15;18(8):4204.