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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Gesundheitsfördernder Lebensstil von Kindergartenkindern – Ergebnisse einer Interviewstudie mit Eltern und pädagogischem Personal

Meeting Abstract

  • Julia von Sommoggy - Medizinische Soziologie / Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin Universität Regensburg, Regensburg, Germany; Kinder Uni Klinik Ostbayern (KUNO), Universität Regensburg, Klinik St. Hedwig, Regensburg, Germany; Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Medizinische Fakultät Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg, Germany
  • Christine Bernardi - Medizinische Soziologie / Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Germany
  • Zheni Gvinjilia - Medizinische Soziologie / Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Germany
  • Miriam Ortiz - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Benno Brinkhaus - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Stephanie Roll - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Christine Welker - Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Germany
  • Hansjörg Baurecht - Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Germany
  • Anne Herrmann-Johns - Medizinische Soziologie / Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Germany
  • Lisa Boyer - Universität Regensburg, Regensburg, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 303

doi: 10.3205/24gmds847, urn:nbn:de:0183-24gmds8475

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 von Sommoggy et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Im Kindesalter werden wichtige Grundlagen für die weitere physische und psychische Entwicklung gelegt. Es gilt einen gesundheitsfördernden Lebensstil möglichst frühzeitig und umfassend zu verankern, um Gesundheitsverhaltensweisen nachhaltig positiv zu beeinflussen. Dies geschieht häufig in Familien sowie Betreuungseinrichtungen, z.B. Kinderkrippen oder Kindergärten. Ziel der Studie war, im Rahmen der Basis-Erhebung der KNEIPP-KITA Studie Bayern (gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention) qualitativ explorativ zu erheben, was Eltern und das pädagogische Personal in Kindergärten unter einem gesundheitsfördernden Lebensstil verstehen und welche Erwartungen an den Kindergarten gestellt werden.

Methoden: In bayerischen Kindergärten wurden semi-strukturierte Interviews mit Personen des pädagogischen Personals (telefonisch und persönlich) sowie mit Eltern von Kindergartenkindern (telefonisch) durchgeführt. Die Interviews wurden aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und mit der Framework Analyse nach Gale et al. computergestützt ausgewertet (Atlas.ti; V8).

Ergebnisse: Es wurden insgesamt 38 Interviews in fünf Kindergärten geführt, davon 14 mit pädagogischem Personal und 24 mit Eltern. Für Eltern und pädagogisches Personal gehören zu einem gesundheitsfördernden Lebensstil vor allem eine gesunde, ausgewogene Ernährung, mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse sowie regelmäßige Bewegung idealerweise im Freien in der Natur. Zusätzlich wird Entspannung als wichtig erachtet, sowohl durch konkrete Angebote wie das Vorlesen von Büchern als auch durch einen strukturierten Tagesablauf, der beispielsweise geregelte Schlafens- und Essenszeiten einschließt. Strikte Einschränkungen, etwa bei Süßigkeiten oder Medienkonsum, werden eher abgelehnt. Vielmehr wird auf einen maßvollen Umgang und entsprechende Erziehung Wert gelegt. Als Barrieren für einen gesundheitsfördernden Lebensstil werden häufig einseitige Essgewohnheiten der Kinder und ihre Abneigung gegen das Probieren neuer Lebensmittel genannt. Insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung eines gesundheitsfördernden Essverhaltens betrachten Eltern die Gruppendynamik bei gemeinsamen Mahlzeiten im Kindergarten als besonders wichtig. Das pädagogische Personal erachtet seine Vorbildfunktion bezüglich des Essverhaltens und der Bewegung als sehr bedeutsam.

Die Rolle des Kindergartens in der Gesundheitsförderung wird sowohl von Eltern als auch vom pädagogischen Personal als sehr hoch eingeschätzt. Bei den Eltern steigt die zugemessene Bedeutung mit der Länge der täglichen Betreuungszeit. Eltern betonen insbesondere den Stellenwert des Kindergartens für die psychosoziale Gesundheit ihrer Kinder und erachten die Einbindung in ein soziales Gefüge aus Gleichaltrigen als sehr wichtig.

Das pädagogische Personal beschreibt häufig die aktive Beteiligung der Kinder als Schlüssel zur Akzeptanz gesundheitsfördernder Maßnahmen, wie etwa die gemeinsame Zubereitung von Speisen oder die Teilnahme an Bewegungsangeboten. Dies stellt das pädagogische Personal jedoch auch vor Herausforderungen. Die Erwartungen an das Personal hinsichtlich der Bildung der Kinder und der Vielfalt der Angebote werden als belastend empfunden. Um eine gute Betreuungssituation zu gewährleisten, werden von den Befragten größere Räumlichkeiten und zusätzliches Betreuungspersonal als essenziell angesehen.

Schlussfolgerungen: Insgesamt wird Gesundheitsförderung in Kindergärten von Eltern und pädagogischem Personal als sehr wichtig und machbar erachtet. Dabei sollte der Fokus auf der Natürlichkeit der Gesundheitsförderung liegen, beispielsweise durch freie Spielzeit und das Vorleben von gesundheitsförderlichem Verhalten, sowie einer stärkeren Integration von Natur.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.